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ALLE Kunst im Berghain. Der Mythos lebt

Das Berghain war heute Abend mehr White Cube als Darkroom. Im noch ungesehenen Betonsaal hinter der Berghain Kantine hieß der Dresscode heute Kunst statt Tanzen. Bestimmt 800 Berghain Gänger drängelten sich in der Ausstellung KUBUS, die Arbeiten der Berghain Mitarbeiter zeigte. Wir waren positiv überrascht.

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Berghain: In der Schlange vor der Ausstellung

Wir lassen die Stellstangen, die ein paar Stunden zuvor die Massen in die sagenumwobene Anstehschlange gezwungen haben, links liegen und laufen am Türsteher vorbei in die meterhohe Dunkelheit, hinein zu den wummernden Bässen.

Donnerstagabend. Dämmerstunde. Diesmal verschwinden die Stellschranken rechts neben uns. Wir biegen um die Ecke und seufzen. Die Schlange ist gefühlte 2 km lang, in ihr drängeln sich dieselben, denen wir beim sonntäglichen Tanzritual begegnen. Plus jene aus dem Stockwerk tiefer.

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Berghain: Sakraler Kubus

ALLE, Die Perlen der Arbeiter hat das Berghain die Ausstellung betitelt, zu der an diesem Abend Hunderte Einlass begehren. Eine Gruppenausstellung, die die Werke von über 40 amtierenden und ehemaligen Mitarbeitern des Berghain präsentiert. Den Menschen also, die den Mythos rund um Berghain und Panoramabar jede Woche aufs Neue nähren.

Das allein reicht eigentlich schon, um die feierliebende elektronische Subkultur anzuziehen. Dass ALLE im KUBUS, einem bisher unbespielten Teil des Heizkraftwerks Friedrichshain statt findet, setzt dem Spektakel die Krone auf.

Wir sind drin und starren ungewollt und doch nicht zu verhindern nach oben. Meterhohe Betonwände in der gewohnt sakralen Industriearchitektur des Clubs scheinen über uns zusammen zu klappen. Alles ist noch eindrucksvoller, noch morbider, noch kräftiger als im Berghain.

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Berghain: Heute kein Programm mit Sven Marquardt

Wir schauen uns um, sehen Malerei, Fotografie, Installationen, Sound und eine Performance. Eine Spiderman-ähnliche vermummte Gestalt kriecht über ockerfarbenen Sand, tastet über buntbemaltes Öl. Das Publikum starrt anerkennend und fasziniert zugleich. Um und herum unzählige Berghain Gänger, Szene Fotografen, Galeristen,Touristen. Ich begebe mich auf die Suche nach Sven Marquardt und seiner Fotografie, kann aber weder sie, noch den ehemaligen Türsteher selbst nirgends entdecken.

Auf dem Weg wird mir klar, dass die Kunst hier ein Teil dessen ist, was den Club bestimmt. Fetisch, Sex, Techno, Homosexualität und Drogen. Aber eben nur ein Teil. Das was sich zwischendurch abspielt, die unbändige Lust am Feiern und Tanzen. Die Euphorie, das Gefühl, dass dies alles nur an einem Ort möglich ist, dazu hätte es vielleicht Künstler von anderem Format gebraucht. Die Skulpturen aus Ledermasken, der fliegende Perserteppich sind zwar nicht schlecht, aber es reicht nicht ganz für dieses tiefe Gefühl, das auftritt, wenn man vor wirklicher Kunst steht.

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Aber das muss ALLE auch nicht sein. Die Werke gehören hierher. Sie verstärken den Raum, sie machen uns nicken und unruhig, wir wollen tanzen gehen. Als wir um die Ecke biegen, ist sie da. Eine meterlange Schlange, die sich durch die Stellschranken zieht. Wir lächeln beruhigt. Und gehen nach Hause. Bis Sonntag. Mehr Details drüben bei Castor&Pollux und dem Kunstmagazin.

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KUBUS im Berghain: Die Ausstellung

Vom 19. bis 26. August ist die Ausstellung im Berghain/Ostgut KUBUS täglich  zwischen 16 und 22 Uhr geöffnet. Eine Finissage mit Konzert findet am 26. August in der Kantine am Berghain statt.

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