Openings  

Ausstellungen 2012. Ein Wochenende voller Openings

Ausstellungen 2012. Vollgas. Kaum hat sich Berlin wieder gefüllt und die weihnachtliche Stille abgeschüttelt, beginnen auch Kunst und Künstler sich wieder zu regen. Die Galerien überbieten sich schon dieses Wochenende mit den ersten Eröffnungen und wir haben Euch zwei sehenswerte Ausstellungen in der PSM Gallery (13.1.) und bei Peres Projects (14.1.) rausgepickt, um das Jahr 2012 kulturell zu begrüßen, bevor die Fashion-Week die Stadt übernimmt.

PSM GALLERY // OPENING & POP UP BAR // CURATED BY CARSON CHAN // FREITAG

Die PSM Gallery im Industriehinterhof in Berlin Mitte ist immer ein Garant für gut inszenierte Kunst von aufstrebenden Künstlern. Heute Abend eröffnet die Galeristin Sabine Schmidt eine Gruppenausstellung, die vom Kurator der Marrakech Biennale 2012, Carson Chan kuratiert, wurde und u.a. Arbeiten von Carsten Nicolai zeigt plus POP UP Bar.

Dumdede dedudududum – wer hat bei diesem Titel nicht gleich Madonna im Kopf, hört die synthetischen Beats und sieht die blondierten Wellen vor sich?  Und all das, hervorgerufen nur von Datenströmen, anfassen können wir die Töne schlecht. Sie sind nicht real nicht greifbar und doch in unserer Vorstellung präsent. War man in der Antike noch der Meinung, dass etwas nur existiert, wenn es auch materiell vorhanden ist, so hat sich das heute grundlegend geändert. Persönlich und beruflich komplett vernetzt und in die digitale Welt eingebunden, würde 2012 niemand mehr behaupten, dass das Internet nicht existiert, nur weil man sich daran nicht den Kopf stoßen kann. Vielmehr scheinen die Informationen heute fast schon realer und relevanter, als das Objekt, das ihnen zugrunde liegt.

Ebenso, wie wir uns teilen in Person und Facebook-Abbild, so leben wir in einer Welt gespalten in physische Gegebenheit und sozial konstruierte Erzählung. Angesichts der allgegenwärtigen Einflussname des Immateriellen fragt sich Kurator Carson Chan, ob wir heute die eine materielle Realität überhaupt noch unabhängig von den immer subjektiv gefärbten Informationen wahrnehmen können und reflektiert anhand von Werken von Carsten Nicolai, Niko Princen, Katarzyna Przezwańska, Florian & Michael Quistrebert, Olve Sande und Timur Si-Qin das Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen. Definitiv ein Grund, das virtuelle Social-Media-Ich mal ein paar Stunden ruhen zu lassen und die echten Beine in Richtung PSM Gallery zu steuern!

PSM Gallery

PSM Gallery
Opening Freitag 13. Januar, 18-22 Uhr, Strassburger Str. 6-8, Berlin

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PERES PROJECTS // OPENING MARC FLOOD // SAMSTAG

People are strangle? People are strange? Ey – Your headline is strange!

Schon sind wir reingefallen auf die wohlkalkulierte Irritation. Fuck it, Forget it, Call your Whore, Maximise Shareholder, Get laid und anderes provoziert da fröhlich in großen weißen Buchstaben auf schwarzem Grund vor sich hin, dazwischen mal ein düsteres Bild, vorne eine Collage. So Berlin, so schon mal gesehen. Und man fragt sich, ob der über 50jährige Texaner nicht schon ein bisschen zu alt ist für diese leicht zu durchschauende Anti-Establishment Hipster-Pose. Und überhaupt – so leicht kann er es seinen Besuchern doch gar nicht machen wollen, dieser Ex-Punk aus Houston?

Tatsächlich, Presseerklärung gibt es keine, dafür einen Youtube-Link. Strangle macht auf einmal Sinn, nicht nur als popkulturelle Referenz zum Doors-Song „People are strange“, sondern als Ausstellungsthema, das hier in Film, Text und Malerei konsequent umgesetzt wird. Beginnend mit einem glücklichen Paar führt das Video ohne Umwege vom normalen Bedürfnis nach menschlicher Nähe und Intimität hin zu einem Ersticken am Gegenüber. Zuerst metaphorisch, am Ende konkreter – sexuell-spielerisch in Essens-Exzessen und Fessel-Praktiken, dann zum Tod und dem spurlosen Verschwinden des Selbst im Anderen. „You wake up in Bondage and then you are tortured and then you are butchered and then you are dead“ singen die Protagonisten des home-made Filmchens leicht genervt. Immer das gleiche mit dieser Zwischenmenschlichkeit. Und nein, das wollen wir doch wirklich nicht.

Die Ausstellung sehen dagegen schon – ein Mann, der sich als Ex-Punk neben Fuck it-Leinwänden und absurd pornografischen Video-Botschaften 10 Jahre damit beschäftigt romantisch-abstrakte Bilder aus Spitzendeckchens zu erstellen (die „Lace Paintings“) macht neugierig. Auf das, was er zwischen diesen beiden Extremen zu sagen hat. Aber das Date bleibt zuhause.

Peres Projects
Opening Samstag, 14. Januar 2012, 19 – 22 Uhr, Große Hamburger Straße 17

Text: Alisa Ehlert
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