Ein Gespräch mit Photo Basel Direktor Sven Eisenhut

Basel 2018  

Ein Gespräch mit Photo Basel Direktor Sven Eisenhut

Nicht nur die Photo London fand 2018 zum vierten Mal statt, auch die Photo Basel befindet sich in ihrem vierten Jahr. Im Jahr 2015 als kleine überschaubare Messe gestartet, werden heuer 36 Aussteller aus 13 Ländern mit über 450 Werken von etwas mehr als 114 Künstlerinnen und Künstler gezeigt, Klasse statt Masse.
Im legendären, von den Architekten Herzog & de Meuron renovierten Volkshaus Basel – weniger als 700 Meter von der Art Basel entfernt, befindet sich die Messe in einer absoluten Toplage. Außerdem gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal im Master Cabinet die Sonderausstellung „Pivotal Moments“, in der seltene Vintage Werke großer Meisterfotografen präsentiert werden!

Ute Mahler

Ute Mahler

Photo Basel Direktor, Sven Eisenhuth

Photo Basel Direktor, Sven Eisenhuth

Lieber Sven, kannst du Dich an das erste Foto, bzw. fotografische Arbeit erinnern die für dich eine ausschlaggebende Wirkung hatte?

Klar, es war eine analoge Fotografie in schwarz weiss vom Chrysler Building in New York City – mein Vater hatte das Bild 1994 gemacht und es hing ist bei uns Zuhause.

Dieses Medium der Fotografie und Kunstform, braucht auch immer ein Quäntchen Besessenheit. Gleichzeitig gibt es aber in Hinsicht auf die Flut von dekorativer Fotografie, auch schnell ein Element von Wahllosigkeit, wo der Eindruck vorherrscht eine Fotografie ist einfach und schnell in der Herstellung.

Prince House Gallery |Gerhard Vormwald |Der Buecherfreund, 1987

Wo setzt du hier künstlerich die Grenzen als Leiter der Messe?

In der Tat gibt es wohl jeden Tag mehr Fotos – aber eben genau durch diese „Flut“ fällt es mir zumindest immer wie leichter, gute von nicht so guter Fotografie zu unterscheiden. Das Auge ist wie der Gaumen, es muss stetig trainiert werden.

Instagram eignet sich fantastisch dafür – und auch eine Messe!

Ob eine Fotografie eine künstlerische Wertigkeit hat (gerade bei der zeitgenössischen Fotografie) hängt für mich auch mit der Herangehensweise der Künstlerin oder des Künstlers zusammen. Ich mag es sehr, Bilder holistisch zu verstehen, da mag ich den Bezug zum Autor.

Sascha Weidner - Trial II

Sascha Weidner | Trial II

Alinka Echeverria - Becoming South Sudan, Sunday 2011

Alinka Echeverria |Becoming South Sudan – Sunday, 2011

Wie erlebst du die Besucher, Sammler auf der Messe bei Euch mit ihren Erwartungen? 

Es gibt den klassischen Sammler welcher schon im Voraus recherchiert und dann ziemlich zielstrebig zu genau dieser Galerie geht. Dann gibt es die Sammler welche auf ihre Ohren hören (und eigentlich nicht mit dem Herzen / Augen kaufen). Nicht selten gibt es diejenigen welche die Fotografie als Wertanlage betrachten.

Aber schön sind die welche aus Emotionen kaufen – einfach weil sie fasziniert sind.

Unglaublich schön ist es auch, wenn Besucher ihr erstes Bild kaufen und dadurch zu Sammlern werden. Nicht selten ist dies der Anfang einer grossen Leidenschaft – die Fotografie ist oft prädestiniert da sie im Verhältnis noch „zahlbar“ ist.

Alinka Echeverria | Scar – NO BORDER, 2011

In eurem Vision Statement ist mir vor allem die Formulierung der individuellen Photo Basel DNA aufgefallen, die ihr für die Aussteller, Sammler und Besucher kreiert. Kannst du uns verraten wie ihr das konkret lebt und umsetzt?

Wir sind eine Boutique Messe – klein und sehr fein. Wir sehen die Galeristen nicht einfach nur als Aussteller, sondern wir versuchen Sie aktiv in strategische Entscheide mit einzubinden. Als kleines Team leben wir ähnlich wie eine kleine Familie, der Gedanke, dass im Juni zahlreiche „Freunde“ zu Besuch kommen ist elektrisierend und macht unglaublich viel Spass – und genau diesen Spass möchten wir unseren Besuchern, Sammlern etc. vermitteln.

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Improbable landscape #51 |fineart paper+sewn, 2015

Basel gilt in der Schweiz als ein Ort für Freidenker, extrem kreativ, außerdem hat es mit 40 Museen die höchste Museen Dichte in der Schweiz, warum die Photo Basel?

In Basel ist Kunst allgegenwärtig (bei rund 40 Museen kein Wunder). Die Art Basel besucht man seit klein auf mit den Eltern. Irgendwann ist man von diesem Event so begeistert, dass man sich diese ganze Woche frei nimmt. Bald habe ich gemerkt, dass es für das Medium Fotografie von Vorteil wäre, wenn es alleine betrachtet werden könnte – die Fotografie braucht eigene Räume damit sie den Fokus verdient welcher ihr zusteht.
Ich mag diesen Energie-Begriff.

Ich sehe unser Team als „enablers“ – als Möglichmacher und auch als „Energie-Choreografen“ – denn eine Messe, sofern sie gut ist, ist immer ein Treffpunkt vieler Synergien.

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Roger Ballen |Bite Camara Oscura, 2007

Last but not least, was sind deine drei Lieblingsorte in Basel und warum?

Der Münsterplatz (der schönste Ort von ganz Basel – auch weil mein altes Gymnasium dort ist und ich damit tolle Erinnerungen verbinde). Ich mag das kleine Basler Dorf „Riehen“ nicht zuletzt steht die Fondation Beyeler dort, ich bin ebenfalls auch stolzer Bürger dieses Ortes. Den Margarethenpark im Gundeli-Quartier ist ebenfalls super – unser Büro befindet sich direkt neben an und als Naherholungsort geniesst man eine wunderbare Aussicht über und auf Basel – dies hilft um die Perspektive zu ändern und ein bisschen Abstand zu gewinnen (ebenfalls im Margarethenpark befindet sich die älteste Kunsteisbahn der Stadt – ein wunderbarer Ort im Winter).

photo basel | 12. – 17. Juni, 2018

Presserundgang: Montag, 11.6.2018 um 16h statt – um Anmeldung wird gebeten (info@photo-basel.com)

Private View – vip (geladene Gäste) Montag 11.6.18 ab 18:00

Öffentliche Messetage:

Dienstag – Samstag (12.6-16.6.2018) von 12:00 – 20:00 Sonntag (17.6.2018) 12:00-18:00

Location:
Volkshaus Basel Rebgasse 12, 4058 Basel Schweiz www.photo-basel.com

Header Photo: Galerie hug | Reine Paradis | Tower, 2017