Wohin zum Gallery Weekend? Tipps von PR-Expertin Nadine Dinter

 

Wohin zum Gallery Weekend? Tipps von PR-Expertin Nadine Dinter

Wohin zieht es Kunstexperten zum Gallery Weekend 2016? Tipps von PR-Expertin Nadine Dinter zu Ausstellungen, Künstlern, zum Ausgehen und ihre Galerienroute.

Was schauen sich Kunstexperten zum Gallery Weekend Berlin an?

Seit 2006 leitet Nadine Dinter ihre Agentur für PR-Beratung, Pressearbeit und Art Administration. Aufgefallen ist sie uns durch ihre unkonventionelle Erscheinung und ihre wundervolle Gabe zwischen Künstlern, Kunstliebenden und Disziplinen zu agieren und zu kommunizieren. “Consult – Communicate – Connect” ist die Klammer mit der sie nicht nur klassische PR-Arbeit anbietet, sondern auch immer öfter zwischen den Disziplinen Kunst, Mode und Musik vermittelt und berät. In ihrem ausgewählten Portfolio befinden sich unter anderem die Helmut Newton Stiftung, die Jablonka Galerie, die Galerie 206 im Departmentstore Quartier 206, DJ Hell und die St. Moritz Art Masters.

Wir haben Nadine Dinter gebeten, uns ihre Kunst-Highlights und Tipps zum Ausgehen rund ums Gallery Weekend Berlin 2016 (29. April bis 1. Mai) zu verraten. Angekommen ist eine extrem gute Auswahl an Kunst, eine spannende Künstlerin und eine fein abgestimmte Tour durch ausgewählte Galerien. Wir freuen uns darauf ihrer Route zu folgen und sehen uns dort! 

Liebe Nadine, was sind Deine 3 Highlights auf dem Gallery Weekend?   

Wolfgang Tillmans in der Galerie Buchholz, Fasanenstraße
Opening: 29. April, 18.00 – 21.00 Uhr // Laufzeit: 29. April – 4. Juni 2016

In unmittelbarer Nachbarschaft meiner Agentur sitzt die Galerie Buchholz. Neben Isa Genzken, die zurzeit mit einer Solo-Show im Martin-Gropius-Bau zu sehen ist, Danh Vo, Lucy McKenzie und Tomma Abts vertritt die Galerie auch einen meiner Lieblingsfotografen: Wolfgang Tillmans.

Wolfgang Tillmans: 2010: 186 Wet Room, Gloves, A4, Courtesy Galerie Buchholz, BerlinCologneWolfgang Tillmans: „Wet Room, Gloves“, 2010, Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne

Seine Ausstellung Studio thematisiert den Ort der Produktion seiner Arbeit. Das klassische Sujet des Künstlerateliers wird in Form einer Bestandsaufnahme bearbeitet. Kein Blick hinter die Kulissen, sondern der Versuch einer kartografischen Ausdifferenzierung, was das Studio für ihn ist und wie das Studio als komplexes Gebilde selbst wieder in seine Produktion einfließt. Das Studio ist hierbei einerseits die Dunkelkammer, der unmittelbare Arbeitsraum, der Ort an dem Arbeiten erstmals oder wieder gehängt und betrachtet werden und in installativen Konstellationen erprobt werden, ein Modellraum für Entstehendes, ein sozialer Raum, in dem unterschiedliche Praktiken nebeneinander ausgeführt werden und andererseits ein Archivraum, in dem die Geschichte der eigenen Arbeit sowie auch ihre Gegenwart verwaltet wird.

Ich bin gespannt auf die Art der Präsentation, die Auswahl der Objekte und deren Zusammenspiel im Raum.

Gert & Uwe Tobias bei CFA
Opening: 29. April 18.00 – 21.00 Uhr // Laufzeit: 29. April – 11. Juni 2016

Ganz besonders freue ich mich auf die neue Ausstellung des Künstlerduos Gert & Uwe Tobias bei Contemporary Fine Arts. Ihre Holzschnitte mit der stets ebenso mysteriös wie kraftvollen Verquickung von Traditionellem und Aktuellem haben mich schon seit Längerem in den Bann gezogen. Und auch die eigene Bildsprache des Duos, eine Mélange aus Konstruktivismus, Pop-Art und Surrealismus, sucht ihresgleichen. Bei CFA werden nun ihre jüngsten Holzdrucke auf Leinwand, eine von ihnen entwickelte Technik, gezeigt. Aus Teilen von Insekten, Menschen, Vögeln und Tieren entstehend Figuren in einem bravourösen Cadavre exquis.

Gert und Uwe Tobias: ohne Titel, 2016, Holzschnitt auf Leinwand, copyright Gert und Uwe Tobias_courtesy Contemporar Fine ArtsGert und Uwe Tobias: ohne Titel, 2016, Holzschnitt auf Leinwand, copyright Gert und Uwe Tobias, courtesy Contemporar Fine Arts

Carsten Nicolai bei EIGEN + ART

Opening: 21.April, 17.00 – 21.00 Uhr // Laufzeit: 22. April – 28. Mai 2016

Der gebürtige Karl-Marx-Städter Carsten Nicolai ist in der Kunst- wie auch in der Musikszene ein Schwergewicht. Während sein Label alpha noto dieses Jahr 20-jähriges Bestehen feiert, lädt Nicolai mit seiner neuesten Ausstellung reflektor distortion in die Galerie EIGEN + ART ein. Wie schon in vorangegangenen Arbeiten erwartet uns hier eine raumbezogene Installation, die Spiegelungen, Störungen und Interferenzen einer Oberfläche aufgreift und damit einen Hinweis auf das Entstehen kreativer Prozesse gibt. Bestehend aus drei Hauptelementen werden drei Zustände einer Spiegelung generiert: Spiegel, Bild und Abbild.

Carsten Nicolai: scan distortion, 2016, pigment print on paper, copyright Carsten Nicolai_courtesy EIGEN u ART
Carsten Nicolai: scan distortion, 2016, pigment print on paper, copyright Carsten Nicolai, courtesy EIGEN + ART

Wie verbringst du dein Kunst-Wochenende?

Am Freitag starte ich nach dem Lunch bei Manzini (Ludwigkirchstraße) ins Gallery Weekend. Nicht offiziell beim GW dabei, aber in jedem Fall sehenswert, ist die Gemeinschaftsausstellung von Roger Ballen und Wolfgang Petrick „Broken Home“ in der Galerie Carpentier, Meineckestraße 12. Gezeigt werden Ballens SW-Fotografien aus den vergangenen Jahren sowie Petricks Bilder, Zeichnungen und eine Skulptur, in denen Motive geschichtet, gespiegelt und verzerrt werden. Eine reizvolle Assemblage des Skurrilen.

Roger Ballen: Metamorphosis, 2006, copyright Roger BallenRoger Ballen: Metamorphosis, 2006, copyright Roger Ballen

Im Anschluss geht es über die Per Kirkeby Show bei Wolfgang Werner (Fasanenstraße) zu den beiden Galerien von Max Hetzler (Bleibtreu- und Goethestraße), der neue Werke von Edmund de Waal zeigt. Danach zieht es mich nach Schöneberg zur Ausstellung von Tomás Saraceno bei Esther Schipper und anschließend in die Potsdamer Straße, zu BlainSouthern und den umliegenden Galerien. Ab 18.00 eröffnet dann die Wolfgang Tillmans Ausstellung in der Galerie Buchholz; mit den zu erwartenden Gästen und Gesprächen wird es ein langer Abend …

Den Samstag verbringe ich in Mitte und plane die folgenden Stationen ein: Kicken Berlin, EIGEN + ART, Dittrich & Schlechtriem, neugerriemschneider. Mittags treffe ich mich auf einen Salade Niçoise im 3 minutes sur mer, bevor es dann in die St. Johannes-Evangelist-Kirche geht. Hier zeigt das Galerienetzwerk I AMsterdam You BErlin zum vierten Mal zeitgenössische Positionen, diesmal unter dem Motto „Beyond“, mit dabei Grigori Dor, Raquel Maulwurf und Cian-Yu Bai.

janinebeangallery: Grigori Dor, Still Life with a Fly, 200x140cm, oil on canvas 2016janinebeangallery: Grigori Dor, Still Life with a Fly, 200x140cm, oil on canvas 2016

Welchen Künstler hast du im Auge und warum?

Alexandra Baumgartner, die Wahlberlinerin aus Wien, begeistert mich seit einiger Zeit mit ihrer Collagenkunst voller Überraschungen, DADA und Nostalgie. Versiert rückt sie klassischen Fotografien, zumeist Porträts, zu Leibe und bearbeitet diese mit Feuerzeug, Nähgarn oder Schere. So lässt sie neue Welten wie auch neue Identitäten entstehen, kokettiert mit Werken von May Ray oder Hannah Höch, während sie sich stilistisch aber immer treu bleibt.

Aktuell sind ihre Arbeiten in der Gruppenausstellung Spiegelgasse 1 in der Galerie Börgmann (Wallstraße 7, 41061 Mönchengladbach) zu sehen.

Alexandra Baumgartner_o.t., 2016, Collage, 40x30cm, coypright Alexandra BaumgartnerAlexandra Baumgartner: o.t., 2016, Collage, 40x30cm, coypright Alexandra Baumgartner

Wohin gehst du abends zum Dinner und zum Feiern?

Freitagabend: Paris Bar (Kantstraße), der Klassiker, oder ins kürzlich neu eröffnete Le Petit Royal (Grolmanstraße).
Samstagabend: King Size (Friedrichstraße) und Neue Odessa Bar (Torstraße).

Vielen Dank Nadine!