Kunst Film 

Miranda July: The Future

The Future, der neue Film von Miranda July wird im Wettbewerb der Berlinale 2011 Premiere feiern. Warum die Kunstredaktionen Kopf stehen werden und was zehn Wahrheiten damit zu tun haben.

Miranda Jury The FutureMiranda July als Regiesseurin (© 2011 Aaron Beckum)

Die Berlinale 2011 tut was im Moment viele tun: sie integriert Künstler in ihr Programm. Im Forum Expanded werden 42 KünstlerInnen, FilmemacherInnen, PerformerInnen und MusikerInnen aus 16 Ländern ihre Werke präsentieren. In der Berlinale-Sektion „Panorama“ läuft „How Are You“, ein Porträt des Künstlerduos Elmgreen & Dragset. In „Panorama Dokumente“ ist die Doku „!Women Art Revolution – A Secret History“ zu sehen, die zeigt, wie Carolee Schneeman, die Guerilla Girls und Yvonne Rainer die Kunstwelt aufmischten.

Miranda July. Der Multi-Kunststar

Und dann ist da noch Miranda July. Miranda July war einst ein Geheimtipp der US-Kunstszene, jetzt ist sie ein gefeierter Kunststar, das viel besprochene Multi-Talent. Miranda dreht Filme, agiert als Performance Künstlerin, entwickelt Multimedia-Projekte und wird damit zur Whitney-Biennale eingeladen, stellt auf der Kunstbiennale von Venedig „Eleven Heavy Things“ aus, diese muss man sich als elf Gartenskulpturen mit einem feierlichen Hintergedanken vorstellen, schreibt von den Kritikern hochgelobte Bücher (u.a. den Kurzgeschichten-Band „Zehn Wahrheiten“) und vergibt über das Internet Hausaufgaben wie z.B. „Zeichne eine Filmszene, bei der Du weinen musst“.

Miranda July

Miranda July the future at Sundance

Miranda July: The future

Wer noch nicht von Miranda July gehört hat, muss die letzten Wochen blind an den Kiosken mit den Kunstmagazinen vorbei gelaufen sein. Monopol, der ZEIT Blog, das KUNSTMAGAZIN, Spiegel online und das art Magazin widmen ihr Specials und Portraits. Und die Berlinale 2011 hat sie nun eingeladen „The Future“, den sehnsüchtig erwarteten Nachfolger von ihrem ersten Spielfilm „Ich, du und alle, die wir kennen“, vorzustellen. Das war ihr 2005 ihr Regiedebüt, mit dem Miranda den Special Jury Preis beim Sundance Film Festival und vier Preise beim Cannes Film Festival gewonnen hat.

Miranda July

Das hört sich nach Anstrengung an. Nach einem Streben und ich stelle mir eine Art unsichtbaren Membran vor, die Miranda umgeben mag. Die ihr dabei hilft, sich auf ihre Talente zu konzentrieren und diesen gewaltigen Output zu generieren. Und dann bin ich sehr verblüfft, als ich ihre Webpage öffne.

Miranda July: Learning to love you more.

Da wird man nämlich von Miranda July’s Seele begrüßt. Auf ihrem Blog beschreibt sie, und das auf den ersten Blick in bester Blogger Manier, Gedanken und Erlebnisse aus ihrem Alltag. Erzählt von Aaron, ihrem Assistenten, der sie zum Weinen bringt, und der ihr Leben dokumentiert. Sie lässt uns teilhaben an einem Sonntag im Januar, an ihren Begegnungen, Reflektionen und der Sache mit der Beauty Crème auf der Zahnbürste. Das liest sich wie eine Mischung aus Einkaufszettel, Tagebuch und Poesie.

Mein Herz geht auf. Ich sehe eine sensible Mädchenfrau mit einem guten Schuss Humor vor mir. Keine Über-Multi-Talentmaschine. Und das ist genau das, was das Berührende an der Kunst einer Miranda July ausmacht. Sie liebt es, fremde Menschen aus dem Schneckenhaus zu locken oder miteinander zu verkuppeln. Das art Magazin schreibt dazu: „Sie hofft auf das Glück und rechnet doch eher mit dem Scheitern. Melancholische bis peinliche Momente sind ihr Markenzeichen, wobei sie eine entwaffnende Art entwickelt hat, mit der Tür ins Haus zu fallen.“

In ihrem Kurzfilm „ARE YOU THE FAVORITE PERSON OF ANYONE?“ lässt sie den Schauspieler John C. Reilly Menschen auf der Straße fragen, ob sie glauben, der wichtigste Mensch im Leben eines anderen zu sein. Und das solange bis sie selbst, auch hier spielt sie wieder eine der Rollen, gesenkten Kopfes davonschleicht.

Wenn Miranda’s „The Future“ am 15. Februar im Wettbewerb der Berlinale Premiere feiern wird, dann werden die Kunstredaktionen Kopf stehen. Es wird viel fotografiert, gefragt und geschrieben werden. Ich habe keine Ahnung, wie gut „The Future“ tatsächlich sein wird, aber das macht nichts. Denn ich bin bereits verliebt. In das kleine Give Away, das uns Miranda July mitgeben wird. Und vorallem in den Text darunter.

Miranda July: The Future

läuft an folgenden Tagen auf der Berlinale
Di 15.02. 19:30 Berlinale Palast Kartenverkauf ab 12.02.2011, 10:00 Uhr Mi 16.02. 15:30 Friedrichstadtpalast Mi 16.02. 22:30 Urania Do 17.02. 18:30 Adria (D) So 20.02. 22:30 Berlinale Palast (D)

Berlinale Online-Tickets gibt es hier: http://www.berlinale.de

Alle Foto Credits, wenn nicht anders gekennzeichnet: www.mirandajuly.com

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