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Wolfgang Joop. Das Wunderkind und die Kunst

Wolfgang Joop macht nicht nur Mode. Gesten Abend eröffnete in der Berliner Galerie Michael Schultz seine Ausstellung Death and Faith. Ein Wunderkind oder ein VIP, der als Künstler gelten will?

Joop bei Lumas

Wolfgang Joop: Das Wunderkind

Dienstagnachmittag, mein Telefon klingelt. Ich nehme ab und lausche einem Freund, der mich fragt, ob ich ein Interview mit Wolfgang Joop führen mag. In zwei Stunden. So ganz spontan. Mir wird spontan schlecht. Gedanken wie „das musst Du doch vorbereiten“, „das kannst Du doch nicht einfach so aus der Hüfte schiessen“ und „können wir den nicht gleich für ein Kunstsammler Interview nutzen“ schiessen durch meinen Kopf.

Dann zücke ich mein Mobile und fange an zu lesen. Ein Tausendsassa ist er, der Wolfgang Joop. Hat geschauspielert, einen Roman und eine Autobiographie geschrieben, ein Kunststudium begonnen und dann wieder losgelassen, Bildhauerei und Malerei betrieben, Kunst gesammelt und, ach ja natürlich, Kollektion um Kollektion entworfen. Eigentlich nur logisch, dass er sein aktuelles und eigenes Label WUNDERKIND als Kunst und nicht so sehr als die schnöde Mode verstanden wissen möchte.

Wolfgang Joop

Wolfgang Joop: Death and Faith

Damit ist Joop so etwas wie die Inkarnation dieses Blogs. Vereint sozusagen alle Kategorien in sich, vom Künstler zum Sammler bis zur Kunstszene und nicht zu vergessen, dem Kunstmarkt. Seine Fotos verkauft er bei LUMAS, seine Illustrationen hingen schon in der Rostocker Kunsthalle, sprich in einem richtigen Museum, und am Dienstagabend zeigte er in der Galerie Michael Schultz grimmig drein blickende Engel aus Marmor und Totenbräute auf feinster Spitze. Textile Installation nennt er die Technik, „Death and Faith“ die Werke. Es geht um Unendlichkeit, Liebe und das Übermenschliche. In Wolfgang Joop Worten lautet das dann so: „Was meine Seele wollte, war, etwas auszudrücken von der Unendlichkeit“.

Wolfgang Joop: Vor der Galerie im Regen

Vier Stunden später stehe ich mit Nick und Judith, meinem Private Curators Team, im Regen. Das ist allerdings hundert Mal angenehmer als drinnen in der Galerie Michael Schultz, wo sich ca. 200 Charlottenburger Kunstbefliessene im durchaus fortgeschrittenen Alter an den Joop’schen Marmorengeln reiben. Wie so oft, sieht man auf einer Vernissage nicht besonders viel von der Kunst und mehr von den Menschen drumherum als einem lieb ist.

Galerie Michael SchultzWolfgang Joop

Opening Galerie Michael Schultz

Wolfgang Joop: Drück ab

Der Künstler selbst lässt auf sich warten. Das tun auch die Journalisten, Kameramänner, Fotografen und mir dämmert, dass unser kleines Exklusiv-Interview wohl nicht so einfach zu kriegen sein wird.

Doch dann bringt uns der Regen Glück. Ein schwarzer BMW hält am Bordstein und Joop springt relativ athletisch aus ihm heraus und direkt auf uns zu. Ich zische Nick ein „drück ab“ zu und Joop verzieht medienprofessionell seine Lippen zu einem Lächeln, das die nächsten zehn Minuten nicht mehr erlöschen wird. Nick ist danach fix und fertig. Ein bisschen zu viel männliche Avancen waren das dann doch für ihn.

Wolfgang Joop

Ich bleibe davon unbeeindruckt, bin ja schließlich auch nicht Zielgruppe, und hole Luft, um meine Fragen an den Künstler loszuwerden. „Warum stellt er seine Kunst denn aus?“. „Wie ist die Verbindung zur Galerie Michael Schultz entstanden?“. „Glaubt er an mehrere Leben?“ und „Was macht das Kunstmachen mit ihm?“.

Einen Moment später erkenne ich, wie der Hase läuft im Journalisten-Business. TV Berlin boxt mich mit dem Mikrofon in die Rippen, während der nette Herr von der B.Z. mich undezent zur Seite schubst und Wolfgang Joop entgegen schreit, warum er denn in alles um der Welt so zerbrechlich aussieht. Die Antwort gibt es im „Erst Streit-dann Backpfeife-dann-Klinik“ Artikel.

Auf diesem Niveau geht es weiter und ich beschliesse, das hier abzubrechen. Schnell kritzle ich noch ein Zitat von Joop in mein Notizbuch „Solche Arbeiten auszustellen, ist, wie sich nackt auszuziehen.“, schnappe mir Judith, Nick und ein Taxi und mache mich auf den Weg zur Galerie Wagner in der Karl-Marx-Allee, wo uns deutlich mehr Geschmack, in Form eines 6-gängigen Dinner, initiiert von meiner Lieblings-„Agentur für Food“ in der Kunstszene besser bekannt als FOODPOL lockt.

 Galerie Wagner

Wolfgang Joop: Ausstellung

Wer sich die Ausstellung „Death and Faith“ ansehen mag, der kann das noch bis zum 8.11.2011 in der Galerie Michael Schultz in der Mommsenstrasse 34 tun. Lasst mich wissen, was Euch die Engel und natürlich die gold-bekränzten Affen dann zugeflüstert haben.

Fotos: Nicolas Schwaiger

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