Die wilden Waywards der Maria Thurn und Taxis

INTERVIEW 

Die wilden Waywards der Maria Thurn und Taxis

ART COLOGNE, Gallery Weekend, ein Marathon der wahrlich nicht spurlos an der Kunstkarawane vorüber geht. Von Erschöpfung oder Redemüdigkeit war allerdings im Henselmann Tower, beim traditionellen Open House des Sammler Ehepaars Roosen-Trinks, am letzten Sonntag nichts zu spüren. On top hatte die Galerie Ebensperger zur Katalog Matinée von Maria Thurn und Taxis´ Waywards Serie geladen, und so avancierte das Open House in kürzester Zeit zum Full House. Wir haben es trotzdem geschafft uns ein wenig mit Maria über ihre ziemlich anarchistischen Waywards zu unterhalten, in die wir uns sofort verliebt haben!

Maria Thurn und Taxis & Helmut Trinks beim Open House im Henselmann Tower

…difficult to control or predict because of wilful or perverse behaviour

Wie ist die ursprüngliche Idee entstanden zu den Waywards? 

Mir kamen nach und nach immer skurrilere und schrägere Typen in den Sinn, die sich von den ursprünglichen “Totems”, meiner vorigen Werkreihe, ableiten ließen. Zusammen mit Sebastian (Sebastian Hoffmann von ihrer Galerie Ebensperger), habe ich beschlossen, dass sie eine “Waywards”-Bande bilden, abgeleitet aus dem Englischen difficult to control or predict because of wilful or perverse behaviour.

Das “s” am Schluss verwandelt das Wort in etwas Erfundenes, dass der Welt meiner Charaktere gleicht.

Thurn und Taxis 2016 Green coat Aquarell Bleistift Papier – courtesy Sammlung Roosen-Trinks

Sie haben ja eine sehr eigenwillige Energie, gab es eine Art Auslöser oder hat sich das nach und nach entwickelt?

Die Masken waren ursprünglich von symbolischer Bedeutung für mich, weil sie so ein gutes Portal sind, um meine Thematik auszudrücken, auf die ich immer wieder zurückgreife – nämlich von Leben und Tod, Freude und Leid und so weiter. Die Collagen entstehen durch Bildmaterial, welches ich zwischen Modezeitschriften bis hin zu anthropologischen Journalen finde.

Thurn und Taxis 2015 Untitled II

Beim durchscrollen deiner Arbeiten und der verschiedenen Masken Bilder/Kombinationen hatte ich eine Art Kettenreaktion von Emotionen, deren Intensität ich fast schon kurzen elektrischen Impulsen gleichsetzen würde. War dir diese Wirkung von Anfang an bewusst, bzw. war das so gewollt? 

Deine Reaktion freut mich sehr. Für mich ist eine starke Empfindung sehr ausschlaggebend dafür, in wie weit die Kunst erfolgreich sein kann.
Vielleicht meinst Du die Polarisierung der unterschiedlichen Gefühle, die die Waywards-Charaktere verursachen und selbst in sich tragen, die solche Impulse auslösen?

Hausgeister!

Thurn und Taxis 2015 Untitled

Also haben die Waywards hier ihre eigene Dynamik entwickelt und dich selbst auch damit überrascht? Ich kann mir das fast schon wie einen Hausgeist vorstellen, den man sich da nach Hause holt!

Das war es und zwar komplett.

Wibke Siem (im Bienenkorb), Thurn und Taxis 2016 Green coat Aquarell Bleistift Papier, Gideon Rubin (geb 1973 in Israel) in einem Rahmen des russischen Künstler Ivan Kljun courtesy Sammlung Roosen-Trinks

Wie fühlt es sich für dich an jetzt den Katalog, in diesem historischen Gebäude, dem Henselmann Tower zu präsentieren? Eingebettet in die Privat Sammlung Roosen-Trinks, die ja auch ganz klar das Portrait als solches als Grundmotiv hat, bzw. der Auflösung desselben?

Ich finde den Ort und die Sammlung von den Roosen-Trinks‘ genial und bin geehrt, bei dieser tollen Sammlung dabei zu sein.

Ingrid Roosen-Trinks, Dr. Christina Weiss und Esther Harrison im Gespräch beim Open House im Henselmann Tower

Thurn und Taxis 2016 Video Still The Foreign Prince Still Muriel

Bitte erzähl uns kurz wie es bei dir weitergeht!

Wir planen momentan eine Ausstellung im Oktober im Traklhaus in Salzburg.
Ich arbeite außerdem an einem neuen Video und möchte bis dahin auch ein paar großformatige Kollagen in Kombination mit Zeichnungen kreieren.

Mehr Informationen zur Künstlerin findet ihr unter:

http://galerieebensperger.net/

http://mariatnt.com/

photo credit: Martin Peterdamm & Galerie Ebensperger