Yoram Roth im Gespräch mit ARTBerlin

Interview 

Yoram Roth im Gespräch mit ARTBerlin

Fotografisch anspruchsvoll und extrem spannend wird es in der CWC Galerie, wenn Yoram Roth ab dem 28.4.2018, pünktlich zum Gallery Weekend, seine neue Serie Spatial Concepts präsentiert!

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Yoram Roth, Roarie turning away, 2016, 100 x 100 cm, © Yoram Roth, courtesy CAMERA WORK


Ehrlich gesagt finde ich erotische Fotografie langweilig. Ich entdecke da nichts Neues. Ich finde Schock langweilig und wahre Erotik ist persönlich.

(Zum Interview 2015 )

Yoram, bitte erzähl uns wie deine Arbeiten entstehen. Sie sehen so aus, als wenn ihnen einiges an Vorarbeit und Planung vorausgeht.

Ja,  das ist korrekt. Ich komme aus der Tradition der Kunst und skizziere somit im ersten Schritt, was ich im Anschluss fotografieren werde. Da ich allerdings von Anfang an weiß, wie das Bild aussehen soll, kann ich bereits das finale Produkt zeichnen. Manchmal ist die Skizze aber auch einfach ein Ausgangspunkt. Zentraler ist hier, wie üblich, wo der Crop (der Bildausschnitt) angesetzt wird.

Wie sind deine Serien aufeinander aufgebaut?

Der visuelle Faden, der sich durch alle Bilder durchzieht, sind die „Crops“. Vor 8 Jahren, am Anfang der Nudes in Steel Serien, wollte ich narrative Bilder aufnehmen. Doch ich war irgendwie nicht glücklich damit. Bei näheren Betrachtung gefielen mir eigentlich immer nur bestimmte Bildausschnitte – mal eine Schulter, mal ein Arm, mal eine Rückenpartie. So ergab sich der A-Ha! Moment, sich auf gewisse Details im Bild zu konzentrieren und diese mit Hilfe der Crops herauszuarbeiten. Ich erhalte das gesamte Bild unscharf, aber meine Crops sind klar erkennbar.

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Yoram Roth, Roarie One, 2017 100 x 100 cm, © Yoram Roth, courtesy CAMERA WORK

Was ist bei Spatial Concepts anders als bei bisherigen Reihen? Ist es eine logische Weiterentwicklung deiner bisherigen Arbeit?

Ja. Meine neue Serie „Spatial Concepts“ ist eine absolute Weiterentwicklung meiner bisherigen Serien. Die Crops sind weiterhin der markanteste Teil meiner Kunst, allerdings habe ich die Wirkung des Lichts auf mein Werk potenziert. Ich fand es immer frustrierend, das Licht nur einmal, nämlich beim Aufnehmen des Fotos, einfangen zu können. Nun, durch die skulpturalen Elemente, die sich dreidimensional um das Werk herumlegen, ergeben sich Lichtkanten und Schattenfugen. Dadurch wirkt das Werk, je nach Sonneneinstrahlung und Lichteinfall, immer wieder anders. 

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Yoram Roth, Maria holding blue fabric, 2015, 100 x 100 cm, © Yoram Roth, courtesy CAMERA WORK

Es werden in der neuen Einzelausstellung aber nicht nur neue Arbeiten, sondern auch welche aus den Bilderzyklen Brutalism und Personal Disclosure gezeigt – wie kam diese Auswahl zustande?

Mit Camera Work bin ich bei einer international besten Galerien für Fotografie gelandet;  dank ihrer jahrelangen Expertise erkannten sie die Gelegenheit, die neue Serie „Spatial Concepts“ im Kontext und Dialog mit älteren Werken zu hängen und somit die Veränderung meiner Arbeitsweise von Serie zu Serie zu veranschaulichen. Ein tolles Konzept!

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Yoram Roth, Benjamin, alone, 2014, 100 x 133 cm, © Yoram Roth, courtesy CAMERA WORK

Wo findest du Inspiration für deine Arbeiten? Was hat dich im Speziellen zu Spatial Concepts inspiriert?

Ich war schon immer großer Bewunderer der italienischen Modernisten wie z.B. Lucio Fontana oder Paolo Scheggi. So war es an der Zeit, meiner Inspiration Form zu verleihen und deren Umgang mit Licht und Schatten in meine eigene Kunst einfließen zu lassen. Durch eine besondere Kombination aus Fotografie, Skulptur und modernen Herstellungstechniken kann ich die Frage, was mit  Oberflächen geschieht, wenn Licht auf Grate und Öffnungen fällt, veranschaulichen.

Yoram Roth, Roarie Four, 2017, 100 x 133 cm © Yoram Roth courtesy CAMERA WORK

Wir leben in einer Zeit, in der alles schnell zu vervielfältigen ist. Wieso ist es dir wichtig, weiterhin Unikate zu schaffen?

Genau aus diesem Grund. Ich sehe nicht ein, warum die Fotokunstwelt immer noch von Editionen lebt. Viele Fotografen verkaufen mehrfache Prints als Editionen „weil das so gemacht wird…“ Dabei gibt es keinen echten Grund dazu, vor allem keinen, der was mit Kunst zu tun hat.

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Yoram Roth, Small vanitas with skulls, 2014, 101 x 90 cm © Yoram Roth, courtesy CAMERA WORK

Denkst du der Reiz des Themas Aktfotografie ist für dich erschöpflich oder wird es weiterhin für dich im Fokus stehen?

Es wird in jedem Fall weiterhin im Fokus stehen, denn der menschliche Körper, gerade weil er nie perfekt ist und jeder für sich individuell, ein nicht erschöpfliches Thema und Objekt ist.

Vielen Dank!

YORAM ROTH Ausstellung „Spatial Concepts“

28. April – 9. Juni 2018 | CWC Gallery, Auguststraße 11 – 13, 10117 Berlin

Tip: Am Samstag findet um 14 Uhr ein Ausstellungsrundgang und eine Signierstunde mit Yoram Roth statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Credit for all images: Courtesy of the artist

Header Photo: Yoram Roth, Roarie Touches the Wall, 100 x 100 cm, 2017 © Yoram Roth, courtesy CAMERA WORK