Ein Restaurant für die Hippie-Bohème 

Katz Orange

Das Restaurant Katz Orange markiert unser Wunsch-Berlin. Gekonnte Lässigkeit, regionale Bio-Küche auf Gourmet-Niveau, zwei brodelnde Bars in einer fabelhaften alten Villa in der Bergstrasse.

Katz Orange Bar I © Juliane Spaete

Das Restaurant 

Es ist brechend voll, als wir mit ein paar Freunden an einem Samstag Abend im Katz Orange ankommen. An der Bar kann man nur noch stehen. Eigentlich ist es unmöglich an so einem Abend noch einen Tisch zu bekommen. Wir haben Glück und in der offenen Küche können wir zuschauen, wie unser Essen gekocht wird.

Kurze Zeit später verliebe ich mich in die Nudeln mit Brokkoli, Kirschtomaten und geriebenem Scamorzakäse. Ich schmecke Kreativität, in der Tat. Gekocht wird im Katz Orange von Daniel Lengsfeld, der vorher bei Tim Raue war, der Souschef ist Daniel Finke und hat früher im Restaurant Falko in Leipzig gearbeitet. Today’s Special: Peace and Love – steht auf einer kleinen Tafel, übersetzt heißt das Gourmet-Fusion mit Bio-Produkten aus der Region. Wir grinsen und genießen.

Bei uns gibt es Fleisch und Fisch, vegetarische und vegane Gerichte – alles auf einer Karte. Wir versuchen das Bewusstsein unserer Gäste für neue Kombinationen zu wecken, ohne dabei dogmatisch zu sein, sagt Ludwig Cramer-Klett, der mit dem Katz Orange sein erstes Restaurant eröffnet hat.

Die Küche

Abends gibt es im Katz eine feste Karte, dazu kommen wechselnde, saisonale Gerichte. Die Auswahl ist überschaubar, aber niemals gewöhnlich. Die Pommes sind „frischgeschnitten“ mit „hausgemachter Mayonnaise und Röstzwiebeln“, die Avocado kommt mit „Brandenburger Büffeljoghurt und Apfel“. Bei den Lollis mit Knallbrause zum Nachtisch fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt und hätte am liebsten noch mehr gehabt.

Der einzige Knackpunkt ist der Service. Ganz reizend sind die Jungs und Mädels, die hier servieren. Nur noch nicht ganz so organisiert, was manchmal bedeutet, zu lange auf das Essen warten zu müssen. Aber das wird sich mit Sicherheit mit der Zeit ändern.

Die Bars

Die beiden Bars im Katz schaffen das, was den meisten Berliner Restaurants fremd ist: sie generieren ihre eigene Crowd. Ich habe hier schon Dreierreihen erlebt, die aus einem geplanten ruhigen Donnerstag-Dinner einen Kingsize ähnlichen Abend gemacht haben. Der „Tyme goes by“ aus Tanqueray Gin, Granatapfelsaft, Puuchoung Tee, Peychaud’s Bitter und einem Zweig Thymian – hat seinen Teil dazu beigetragen. Die selbstgemachte Lemongras-Soda hat das Schlimmste verhindert.

Die Kunst und die Happenings

Ludwig Cramer-Klett hat Geschmack, und zwar einen Ausgewählten, der sich zwischen Vintage, Hippie und Kunst bewegt. Die Einrichtung im Katz Orange liegt irgendwo zwischen südamerikanischem Vintage, Fundstücken vom Flohmarkt und zeitgenössischen Kunstwerken. Bunt zusammengewürfelte Stühle, ein Weihwasserkrug im ersten Stock, Fotografien von indianischen Häuptlingen, Wiesenblumen in Glasflaschen und die rote Neonröhren-Installation sind gekonnt zufällig zusammen gestellt und erzählen von Ludwigs Reiselust. Der Name Katz Orange von einer spirituellen Erfahrung während einer Südamerika Reise.
Ludwig Cramer-Klett will und wird aus dem Katz mehr als ein Restaurant machen. Im Hof soll im Sommer Kunst ausgestellt, Musik gespielt und der Hof als Theater genutzt werden. Das erste Künstlergespräch fand während des Gallery Weekend statt und neulich war ein buddhistischer Philosoph zu Gast.

ARTberlin stellt die Restaurants und Bars der Berliner Kunstszene vor. Bisher besprochen: ThemrocCafé OlivOukanGrill RoyalSale e TabacchiFlamingo Berlin, Bar 3.