DENNIS LOESCH – Post-digitaler Impressionist

Top Künstler 

DENNIS LOESCH – Post-digitaler Impressionist

Der junge Dennis Loesch erobert mit seinem Talent aus digitalen Daten Kunst zwischen Pop-Art und Minimalismus zu schaffen den Kunstmarkt. Was geht dabei in ihm vor?

Dennis Loesch auf der BERLIN ART WEEK 2015

Dennis Loesch bei Dittrich & SchlechtriemDennis Loesch bei Dittrich & Schlechtriem

Wer die diesjährige BERLIN ART WEEK besucht hat, hat mit großer Wahrscheinlichkeit die überdimensionalen Speicherkarten von Dennis Loesch in der Ausstellung DEF. bei der Galerie DITTRICH & SCHLECHTRIEM gesehen. Manche nennen den in Frankfurt am Main geborenen jungen Künstler (*1979) einen post-digitalen Impressionisten. Seine Galerie in Berlin verortet seine Arbeiten im konzeptionellen Grenzbereich von Pop- und Minimal-Art. Seine Sammler mögen sich an der Entwicklung seiner Arbeiten auf dem internationalen Kunstmarkt erfreuen. Uns hat die konsequente und sehr eigene Weiterentwicklung und bestechende Optik seiner Arbeiten überzeugt.

Dennis Loesch beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Neuinterpretation digitaler Übertragungswege und Speichermedien. Für seine minimalistische Skulpturen-Serie „Memory Sticks“, die er ständig weiter entwickelt, hat er zum Beispiel gespeichertes Bildmaterial auf zwei Meter lange Stöcke gezogen die nun wie eine Synthese aus Minimal und Pop Art anmuten.

Bei DITTRICH & SCHLECHTRIEM hängen, stehen und liegen nun aktuell sieben überdimensionierte, exakt den Proportionen ihrer Industrievorlagen nachempfundene SD-Speicherkarten. Loesch hat sie aus Holz gefertigt und mit computergenerierten Bilddaten bedruckt. Unwirklich wirken die Installationen, wie aus der Zeit gefallene Spielkarten mit dem Potenzial Ikonen zu werden.

Dennis Loesch bei Dittrich & SchlechtriemDennis Loesch bei Dittrich & Schlechtriem

Neue Edition von Dennis Loesch.

In Zusammenarbeit mit Amazing Editions hat Dennis Loesch die Edition CMYW, 2015 produziert. Es ist das erste Mal, dass der Künstler einen Gradient auf nur einen Stick reduziert. Der technische Titel ist an das Offset-Druckverfahren CMYK angelehnt. Das K darin steht für die Farbe Schwarz. Loesch hat anstelle dessen im Farbverlauf von Cyan über Magenta zu Gelb ein Weiß platziert. Ein Hinweis auf eine neue digitale Drucktechnik, die es nun möglich macht mit Weiß und somit auf (fast) alle Oberflächen zu drucken. Wir haben den Künstler gefragt, wie er digitale Daten in hochästhetische Kunst umbaut, bestechend leuchtende Farben entstehen lässt und inwiefern ihn der Erfolg mit seinem inzwischen charakteristischen Stil bei der Entwicklung neuer Arbeiten beeinflusst.

Dennis Loesch bei Amazing EditionsEdition CMYW, 2015 / Photo: Robbie Lawrence 

Der Künstler im ARTberlin Interview.

Dennis, du hast in deinem Work in Progress „Guggenheim“, berühmten und weniger berühmten Menschen sowie Freunden und Bekannten deine Brille aufgesetzt und sie fotografiert, Konzerte und Performances nachgestellt und im Rahmen einer Galerieausstellung, diese in einen Modeladen transformiert. Jetzt bringst du digitale Objekte in den Raum. Dein Werk ist so vielfältig und trotzdem schaffst du es deinem Grundprinzip von Wiederherstellung und Wiederholung treu zu bleiben. Was fasziniert dich daran so? 

In meiner künstlerischen Praxis interessiert mich die Übersetzung von etwas Bestehendem in einen anderen Kontext. Bei der Werkgruppe “Memory Sticks” wird das sehr gut deutlich. Wir sind heute ständig mit Displays, Bildschirmen, Zeitschriften, Anzeigetafeln usw. als Informationslieferanten umgeben. Die Grundbausteine für alles was sich in unserer informationsgestützten Welt aufbaut, sind Daten die in eine Form gebracht werden um die Aufnahme dieser Informationen zu erleichtern. Ich übersetze diesen Prozess. Daten bekommen dadurch eine Art physische Präsenz. Allerdings ist mein “Display Management” nicht darauf ausgerichtet, klare Informationen zu liefern.

Du hast viel Erfolg mit deinen Arbeiten in deinem bereits charakteristischen Stil – inwiefern beeinflusst dich das in der Kreation von neuen Arbeiten?

Erfolg ist relativ. Ich habe nicht vor, eine Sache unendlich weiter zu treiben, nur weil das ganz gut läuft. Ich denke man sollte als Künstler nicht berechenbar sein, eine großen Drang haben vieles auszuprobieren und den Betrachter immer wieder überraschen.

Wie kamst du auf die Idee für deine „Memory Sticks“?

Ich hatte im Umgang mit dem Computerprogramm Photoshop CS4 herausgefunden wie man Bearbeitungsbefehle wie „Größe ändern“ oder „auf Graustufen reduzieren“ aufzeichnen und dann beliebig oft wieder abspielen kann. Im Zuge dessen habe ich mit dem Befehl „Stapelverarbeitung“ alle Bilder, Grafiken, Texte, etc. auf meinem Computer auf die Größe 400px x 300px / 300dpi / Graustufen / jpg rechnen lassen. Ich hatte nun eine Unmenge an Bilddateien im gleichen Format. Zunächst habe ich damit eine Internetseite in Form eines sehr sehr langen Streifens programmieren lassen und online gestellt. Für eine geplante Publikation hatte ich Teile dieses langen Streifens auf Papier ausgedruckt aber fand die Internetseite-als-Buch-Idee nicht mehr so interessant.

In einem Baumarkt sah ich dann Vierkantleisten, in einem Standardmaß von 2,8 x 2,8 x 240 cm, und mir wurde plötzlich klar, wie ich diese Masse an digitalem Bildmaterial, die ich auf zuvor beschriebene Weise generiert hatte, ins Physische übersetzen konnte: Ich zerschnitt die Papierausdrucke und klebte sie auf vier Seiten dieser Vierkantleisten. So kamen die „Memory Sticks“ in die Welt.

Die Farben Deiner Serien „Memory Sticks“ und „Gradients“ sind bestechend. Kannst du uns erklären wie du sie „baust“?

Das erste “Gradient” entstand während meines Aufenthalts in Los Angeles. Seit dieser Zeit arbeite ich überhaupt erst mit Farbe. Zunächst habe ich den Bildschirmschoner „Plasm“, der mich schon immer fasziniert hat, abfotografiert, diese Fotos ausgedruckt und auf dort handelsübliche Vierkantleisten geklebt. Seit 2011 benutze ich die Gradient-Funktion in Photoshop und kann selbst beeinflussen welche Farben und Richtungen ich sehen möchte. Ich spiele mit den Einstellungen dann solange herum bis ich zufrieden bin und speichere, d.h. verteile das gesamte Bild nun über mehrere Sticks.

Hast du schon dein nächstes Objekt im Auge?

Jein.

Mit Amazing Editions hast du die Edition CMYW, 2015 produziert. Was ist die künstlerische Idee dahinter?

Es ist das erste Mal, dass sich ein Gradient auf nur einen Stick reduziert. Der Titel bezieht sich auf das übliche Offset-Druckverfahren CMYK. Es ist ein Farbverlauf von Cyan über Magenta zu Gelb zu sehen. Statt K, also Schwarz, findet sich hier ein Weiß. Das wiederum bezieht sich auf eine neue digitale Drucktechnik, bei dem man nun auch mit Weiß und somit auf (fast) alle Oberflächen drucken kann. Wenn Du so willst, ist in der Edition über die Farben und den Verlauf stellvertretend alles konzentriert, was man drucken kann. Die ganze bildhafte Welt verdichtet sich in diesem einen Stick.

Die Ausstellung von Dennis Loesch „DEF“  ist noch bis zum 31. Oktober 2015 in der Galerie DITTRICH & SCHLECHTRIEM zu sehen.
Die Details zur Edition CMYW, 2015 gibt es bei Amazing Editions.

Text in collaboration with Amazing Editions.