Guy Zagursky bei KWADRAT
Der aus Tel Aviv stammende Künstler Guy Zagursky ist vor allem für seine Unberechenbarkeit bekannt, die sich in einer wahnsinnigen Bandbreite von unterschiedlichsten Objekten und Installationen widerspiegelt. Die Motivation dahinter ist es, dank der Verspieltheit die Betrachter kurz aus der Realität entfliehen und sie gelöster in die Wirklichkeit zurückkehren zu lassen. Auch in der Ausstellung Hand over Fist wird das spürbar. Zwei Arten von Arbeiten wird es hier zu sehen geben: Zum einen Metallsäulen, die mit farbigen Fäden bestickt wurden und Bilder der Popkultur zeigen und auf typische Tattoo-Symbole wie Totenköpfe, Rosen oder Herzen verweisen. Zum anderen gibt es da eine Gruppe leerer Glasflaschen, die ebenfalls bestickt wurden, jedoch aufgrund der Spannung zwischen Bild und Oberfläche eher Unbehagen auslösen. Entstanden sind die Arbeiten mit der „dot-to-dot-embroidery“-Technik, die akribisches Handwerk erfordert. Jedes einzelne Loch, durch das ein Faden geht, wird einzeln gebohrt. Diese Technik steht ganz absichtlich im Widerspruch zu den teilweise trivialen Motiven, die auf den Arbeiten platziert werden. Zagursky zieht hier eine Referenz zur gegenwärtigen Tattoo-Kultur, die sich ebenfalls trivialen Bildwelten bedient, nur leider mit fehlender Ironie. Bei aller Verspieltheit lenken die Arbeiten dennoch auf wichtige gegenwärtige Themen wie Kultur, Männlichkeit und Körperbilder und all ihre Widersprüche.
Hand over Fist – Guy Zagursky
KWADRAT | Manteuffelstr. 92 | 10997 Berlin | Opening: Samstag, 28. April um 12 Uhr
Credit for all images: Courtesy of the artist
Yoram Roth bei CWC Gallery
Der Berliner Fotograf Yoram Roth ist längst zu einer festen Größe geworden und kehrt zum Gallery Weekend mit seiner neuesten Einzelausstellung Spatial Concepts zurück. Bekannt geworden ist er mit seinen künstlerischen Aktfotografien, in denen Bildausschnitte mit Stahl eingerahmt wurden und sich somit aus der Fotografie hin zum Skulpturalen bewegen. Für die neueste Serie beschäftigte sich Roth mit den „Spatialisten“, einer Gruppe von italienischen Avantgarde-Künstlern der 1960er Jahre, die sich intensiv mit der Kraft und Wirkung von Licht auseinandersetzten und dieses auch für ihre Arbeiten nutzten. Ihre speziell bearbeiteten Leinwände veränderten sich ebenso wie das Licht der Sonne und tauchten die Werke so in eine sinnliche bis hin zu einer erotischen Atmosphäre. Auch in den Kompositionen von Yoram Roth wird das Licht nun eine gewichtigere Rolle spielen und mehr Räumlichkeit geschaffen, anstatt die Werke ihrer Wirkung alleinig einer flachen Wand zu überlassen. Neben den neuen Arbeiten, werden auch Bilder aus den Serien Brutalism und Personal Disclosure zu sehen sein.
Spatial Concepts – Yoram Roth
CWC Gallery | Auguststraße 11 – 13, 10117 Berlin | Opening, Samstag 28. April 2018, 19 Uhr
Tip: Am Samstag findet um 14 Uhr ein Ausstellungsrundgang und eine Signierstunde mit Yoram Roth statt (keine Anmeldung erforderlich).
Credit for all images: Courtesy of the artist
René Schoemakers in der Edmond Gallery
„Dieser Maler ist ein Rasiermesser… Es ist die Klarheit, auch Härte, die seine Bilder ausmacht, die ihren Platz neben den Altmeistern der Kunstgeschichte suchen, genauso wie seine Eloquenz, die über das hinausweist, was in den Bildern passiert, aber immer Teil des bildnerischen Reflexrahmens ist.“ sagt Christoph Tannert über René Schoemakers und könnte es nicht besser auf den Punkt bringen. Der naturalistische Maler, der sich meist von seinem direkten Umfeld zu seinen Malereien und Akten inspirieren lässt, ist ein scharfer Beobachter der Gegenwart und einer Gesellschaft, die sich angesichts der Realitäten zunehmend in die Oberflächlichkeit flüchtet. In The Unencumbered Self wird abgerechnet mit dieser Mentalität, sich auf Spaß und Sinnlosigkeit zu stürzen, um jegliches Streben nach Wahrheitssuche und Selbstdenken im Keim zu ersticken. Allein dieser Ansatz macht die Ausstellung zu einem absoluten Must-See, denn auch in der Kunstwelt wird diese Mentalität zunehmend spürbar und sollte dringend für Diskussionsstoff sorgen. Wer in das Werk von Schoemakers eintauchen möchte, sollte auf keinen Fall die Rede von Christoph Tannert zur Eröffnung verpassen.
The Unencumbered Self – René Schoemakers
Edmond Gallery | Haubachstraße 17/19 | 10585 Berlin | Opening: Freitag 27. April 2018 | 18 – 21 Uhr | Rede von Christoph Tannert 19 Uhr
Credit for all the five images: Courtesy of the artist and Edmond Gallery
Gruppenausstellung „abstract.“ in der galerie burster
In dieser Gruppenausstellung wird es – Überraschung – abstrakt! Gleich vier KünstlerInnen zeigen die Vielfalt und Freiheit gegenstandsloser Arbeiten: Enne Haehnle spielt mit der Wahrnehmung der Betrachter und lässt sie um ihre Skulpturen und Installationen herumgehen. So werden aus den Arbeiten auf einmal Worte, die zu Bruchstücken von Sätzen und später Poesie werden. Der Maler Enrico Bach setzt sich ganz unklassisch mit klassischen Überlegungen der Bildarchitektur auseinander und lässt in seinen Werken Zwei- auf Dreidimensionalität treffen, ohne dabei in Konventionalität abzudriften – ganz im Gegenteil: Bach dreht geltende, ungeschriebene Gesetze um und lässt Tiefe und Fläche in einen spannenden Dialog treten. Ein ebenso spannendes Spiel lässt sich bei Kristian Pettersen beobachten, der Wandobjekte und skulptural-installative Arbeiten zeigt. Hier werden Form, Material und Oberflächenbeschaffenheit zu Komponenten, mit denen sich erst intensiv auseinandergesetzt wird, damit sie am Ende wieder der Zufälligkeit überlassen werden und so zum Kuriosum werden. Maria Schumacher lässt ihren Malereien ebenfalls diesen Raum. Trotz tiefer Auseinandersetzung mit ihnen, wird Spontaneität zugelassen und zarte Flächen werden von groben Gesten berührt und dem Betrachter so überlassen.
All images: Courtesy of the artist and galerie burster Berlin
abstract. – Enrico Bach, Enne Haehnle, Kristian Pettersen, Maria Schumacher
galerie burster | Kurfürstendamm 213 | 10719 Berlin | Opening: Donnerstag, 26. April 2018, 19– 21 Uhr
James Alec Hardy & Martine Poppe bei Kristin Hjellegjerde Gallery
Welcome to Berlin, Kristin Hjellegjerde Gallery! Anlässlich des 6-jährigen Bestehens der Galerie in London wird nun ein zweiter Ausstellungsraum in Berlin eröffnet. Pünktlich zum Gallery Weekend bietet sich die perfekte Gelegenheit der ersten Ausstellung Aphrodite Lowers Her Mirror gleich mal einen Besuch abzustatten! Zu sehen sein werden dort Bilder der norwegischen Künstlerin Martine Poppe und Video-Skulpturen des britischen Künstlers James Alec Hardy. Die beiden Künstler setzen sich in ihren Werken mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit auseinander, denn gerade heute – im Zeitalter von mehr Schein als Sein, Manipulationen und postfaktischen Realitäten – wird es immer wichtiger Bilder zu hinterfragen und sich mit der wirklichen Wahrheit zu konfrontieren. Der Ausstellungstitel spielt dazu passend auf die Darstellung der Venus, dem römischen Pendant zu Aphrodite, in der westlichen Kunstgeschichte an. Venus wurde oftmals in einen Spiegel blickend dargestellt, um den Betrachter ihre Schönheit von vorn und hinten gleichzeitig zu zeigen. Nach rein optischen Gesetzmäßigkeiten aber müsste der Betrachter sich selbst und nicht die Venus in diesem Spiegel sehen. Es handelt sich also schon bei Velasquez, Tizian und Rubens um eine Manipulation der Wahrheit. Weiter gedacht, sind wir heute mit Photoshop, fake news & Co. nichts anderem ausgesetzt. Höchste Zeit also, den Spiegel endlich herunterzunehmen und hinter die Illusionen zu blicken.
Aphrodite Lowers Her Mirror – Martine Poppe & James Alec Hardy
Kristin Hjellegjerde Gallery | Linienstr. 130 | 10115 Berlin | Opening: Donnerstag, 26. April, 18 Uhr
ARTBerlin freut sich auf ein spannendes Gallery Weekend und möchte sich bei allen Galerien für die gute Zusammenarbeit bedanken!
Gallery Weekend Berlin
Freitag, 27. April 2018 | 18 – 21 Uhr
Samstag und Sonntag, 28. April & 29. April 2018 | 11 – 19 Uhr
Author: Saskia Wichert