Es ist an Kreativität, Aussagekraft und Diversität nur schwer zu überbieten, was sich momentan in den Räumen des Kunstquartiers Bethanien abspielt: 15 Künstlerinnen bringen hier in einer Gruppenausstellung auf 660 Quadratmetern Positionen aus Fotografie, Architektur, Performance, Malerei, Zeichnung, Klang, Skulptur und Installation zusammen. Sie wurden von einer Fachjury für dieses Projekt auserwählt und zeigen, was sie bewegt.
Das Anliegen hinter dem Projekt ist die Förderung und das Sichtbarmachen herausragender Positionen von Frauen in der Bildenden Kunst. In diesem Rahmen findet für die Künstlerinnen ein einjähriger, postgradualer Professionalisierungskurs mit Studio Gesprächen und Workshops statt. Denn auch im Jahr 2017 sind Frauen und Männer noch weit von einer Gleichbehandlung entfernt, auch in der Kunstwelt. Auf dem freien Markt etwa verdienen sie noch immer nur zwei Drittel ihrer männlichen Kollegen. Doch was aus diesem Projekt entsteht, ist noch viel wichtiger: ein nachhaltiges Netzwerk, das sich inmitten der patriarchalen Strukturen da draußen eine nicht zu über hörende Stimme erarbeitet hat und Rückhalt sowie nicht abbrechende Unterstützung bietet. Schon seit 1989 verschreibt sich Goldrausch diesem Anliegen und kann auf prominente Teilnehmerinnen wie Monica Bonvicini, Friederike Feldmann und Maria Eichhorn zurückblicken.
In diesem Jahr sind die Themen so divers wie die Medien der Ausstellung: Anneke Kleimann nimmt sich beispielsweise dem Thema Zeit an und kondensiert diese in Form von roten Graphen auf durchsichtigen Acryl Platten. Saskia Wendland zeigt minimalistische Arbeiten mit roten Kreisen, die über Monate entstanden sind – jeden Tag wird in einem Zug ein Kreis über den anderen auf das Körper hohe Papier gemalt, bis er immer größer wird. Bei Julia Schramms Bilderserie “Menschen und Vögel” gibt es düstere und zugleich faszinierende Gestalten zu entdecken. Dann gibt es da noch die Bilder von der brasilianischen Künstlerin Fernanda Figueiredo, die mit ihren intensiven Farben und Motiven und den ihrer Heimat omnipräsenten farbigen Kacheln und Pflanzenwelt den europäisch-brasilianischen Modernismus kommentiert. In den 50er Jahren hatte der Architekt und Künstler Max Bill Brasilien besucht und damit ganze Künstler Generationen in Brasilien nachhaltig beeinflusst. In ihren Arbeiten geht Figueiredo auf Ähnlichkeiten und Unterschiede der brasilianischen und deutsch-europäischen Schule ein, hebt diese auf grandiose Weise hervor.
Und das sind nur einige der Eindrücke einer Ausstellung, die wir von ARTBerlin euch unbedingt ans Herz legen möchten. Zur Finissage der Ausstellung wird es an diesem Samstag, den 23. September 2017 um 16 Uhr einen spannenden Talk über intersektionalen Feminismus mit Pauline Doutreluingne, freie Kuratorin und Nuray Demir,Fernanda Figueiredo, Sophia Mix und Azar Pajuhandeh geben. Ab 18 Uhr erwarten euch Performances von Laure Catugier, Elisa Duca, Laia Ventayol.
Die Teilnehmerinnen des Goldrausch Künstlerinnenprojekts für das Jahr 2017 sind: Laure Catugier, Nuray Demir, Elisa Duca, Fernanda Figueiredo, Anneke Kleimann, María León, Laura Link, Sophia Mix, Azar Pajuhandeh, Lisa Premke, Julia Schramm, Hanna Stiegeler, Laia Ventayol, Saskia Wendland und Maja Wirkus.
Goldrausch 2017 | Bis 23. September 2017, täglich 11.00–20.00 Uhr
Studio 1 im Kunstquartier Bethanien | Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
http://goldrausch-kuenstlerinnen.de/de
Work Info Header: Werden bewegliche Sachen, 2016, Performance mit ortspezifischer Installation, Krafft’sches Haus Nürnberg im Rahmen des Festivals für Kunst im öffentlichen Raum Die Blaue Nacht 2016
Performerinnen: Johanna Brunner, Laia Ventayol | Foto: Uwe Niklas
Author: Saskia Wichert