Alicja Kwade. Wie verpackt man Unendlichkeit in Kunst?

Gallery Weekend Berlin 

Alicja Kwade. Wie verpackt man Unendlichkeit in Kunst?

Alicja Kwade eröffnet zum Gallery Weekend Berlin ihre gigantisch große Installation NACH OSTEN in der St Agnes Kirche. Ein Interview mit der erfolgreichen jungen Künstlerin.

Alicja Kwade

Alicja Kwade: Inspiriert von Wissenschaft, Philosophie und Psychologie

Eigentlich wollten wir Alicja Kwade in der ehemaligen St. Agnes Kirche in Kreuzberg treffen, wo zum Gallery Weekend Berlin (Eröffnung ist am 26.4. um 18 Uhr) ihre gigantisch große Licht- und Soundinstallation NACH OSTEN mit der Bewegung der Erde, Licht, Stillstand und Zeit spielen wird. Aber dort ist noch nichts zu sehen, nur ein paar Kabel lägen da rum, sagt Alicja. Im nächsten Jahr wird die ehemalige Kirche vollständig umgebaut und als neue Galerie von Johann König eröffnen. 

Die Einschlaf-Formel von ihrem Vater war sich die Unendlichkeit vorzustellen. Ihre Mutter beschäftigt sich mit Memetik. Jene Wissenschaft, die mit der Streuung von Informationen auf horizontaler Ebene beschäftigt. Die Trendforschung macht das auch, wenn sie untersucht, warum alle gerade Wollmützen im Sommer tragen, erklärt Alicja Kwade.

Kein Wunder also, dass Alicja Kwade fasziniert ist von den großen Fragen der Wissenschaft, Philosophie und Psychologie und die Antwort die Kunst darauf geben kann. Was ist Realität? Was ist Wahrheit, was konstruieren wir uns? Wie viele Dimensionen von Zeit gibt es? Warum nehmen wir nur eine davon wahr und wie kann Kunst die anderen sichtbar machen?

Alicja Kwade

Die junge Künstlerin (34) arbeitet in ihren Skulpturen, Installationen, Fotografien und  Videoarbeiten mit der Technik des „Found Footage“, die man aus Fotografie und Film kennt. Ihre Konzeptkunst greift in Alltägliches ein, kehrt die Schwerkraft um, verwandelt unsere Sichtweise auf Kieselsteine (Bordsteinjuwelen 2008), zermalmt 555 kg Champagnerflaschen im DIN Format zu grünlichem Pulversand („Von Explosionen zu Ikonen“, Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin, 2008) und macht damit die ein oder andere Parallelwelt auf.

Ich interessiere mich für Wissenschaft genauso wie für Philosophie und Religion, da alle drei Bereiche versuchen die gleichen Fragen nach unserem Dasein und unserer Realität, oder das was wir so nennen, zu beantworten. Ich versuche diese Fragen in eine künstlerische Geste umzuwandeln, immer aus der Sehnsucht heraus, etwas zu erfahren.

Alicja KwadeAlicja Kwade: nach Osten

Nach Osten – ein gigantisches Pendel aus Licht und Sound in der St. Agnes Kirche 

NACH OSTEN, das ist ganz profan betrachtet zunächst einmal ein 16 Meter langes Kabel an dem eine Glühbirne hängen wird. Die Aufgabe ist dann ein bisschen komplexer: Alicja Kwade wird damit die Bewegung der Erde sicht- und erfahrbar machen. Das Prinzip dahinter hat der französische Physiker Foucaut 1830 im Pariser Pantheon zum ersten Mal visualisiert. Klingt schwierig umzusetzen? Ist es auch, aber Alicja hat alles genau im Kopf.

Und das schon eine ganze Weile. Die Arbeit an sich hat Alicja schon 2009 in ihrem Atelier in Kreuzberg fertig gestellt. Da es bisher immer an monumentalen Ausstellungsorten mit entsprechender Höhe gefehlt, um die raumgreifende Licht- und Soundinstallation standesgemäß zu inszenieren. Das will was heißen, wenn man die Räume ihres Berliner Galeristen Johann König kennt. Klein sind die nicht.

Alicja Kwade: Opening zum Gallery Weekend Berlin

Nach Osten // Johann König at ST. AGNES
Opening: Fr, 26. April 2013, 18 – 24 Uhr
Alexandrinenstr. 118-121, 10969 Berlin

KÜNSTLERPROFIL ZU ALICJA KWADE MIT BIOGRAFIE, AUSSTELLUNGEN UND KUNST SCHWERPUNKT: https://www.artberlin.de/kuenstler/alicja-kwade/

Foto Credit: Portraits Ina Schoenenburg / Installation: Roman März