Markus Manowski. Vom Rave ins Museum

Künstler Interview 

Markus Manowski. Vom Rave ins Museum

Im Berghain spielt Markus Manowski als „Daze Maxim“ seine Residencies. Als Maler und Musiker wird er bei der Finissage seiner Soloshow bei L’ATELIER-KSR am 30.4. performen.

Markus Manowski

WIR TREFFEN MARKUS MANOWSKI IN KREUZBERG

Morgen Abend wird Markus Manowski mit seinem Labelkollegen Bruno Pronsanto und dem begnadeten Yonatan Levi aus New York zusammen performen. Mit dieser Finissage schließt sich auch der Kreis. Denn Markus Manowski ist der Szenecrowd eher unter seinen Künstlernamen „Daze Maxim“ ein Begriff. Seine erste Single „Park 1“ releaste er 1995 und seitdem war er als Produzent, Performer und Dj gut vernetzt und beschäftigt, hatte Residences im Watergate und dem Berghain. Die Leidenschaft für die Malerei und Farbe liegt aber tief in seiner Kindheit verwurzelt und bricht nun im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Künstler, der Person Manowski hervor. Seine zutiefst klare Kreativität ist extrem inspirierend und gibt einen spannenden Einblick in die Zusammenhänge seiner Arbeiten. 1977 in Zabrze, Polen geboren, verbrachte Markus Manowski seine Kindheit noch in einem kommunistischen Regime, bevor die Familie nach Westdeutschland zog. Eine radikalere Änderung der Umgebung kann man sich kaum vorstellen. Wir treffen Markus in seinem großzügigen Atelier in Berlin Kreuzberg zum Gespräch.

INSPIRIERT VON IMI KNOEBEL

Markus, unter deinem Künstlernamen „Daze Maxim“ ordnet man dich der elektronischen DJ- und Produzentenszene zu. Warum hast du angefangen zu malen?

Malerei ist seit langem eine Leidenschaft von mir. Ich erinnere mich recht gut an den ersten Kontakt mit Farben als Kind – es standen kleine Töpfe auf einem Tisch, gefüllt mit leuchtendem Grün, Blau, Gelb – und empfand es als faszinierend das diese Farben gelöst waren von deren natürlichen Assoziation, und einen latenten, aber sehr prägnanten Geruch hatten. Ganz anders als grünes Gras. Als ich 13, 14 Jahre alt war stand ich das erste Mal vor einem riesigen Gemälde in einem Museum, welches keinen Titel hatte. Heute weiß ich das es eines der „Schlachtenbilder“ von Imi Knoebel ist. Es war riesig, dunkel, radikal.

Es fühlte sich an als hätte mich das Ding verschlungen. Dieser Eindruck hat mich nicht mehr losgelassen, bis heute.

Zur gleichen Zeit ging es bei mir los mit elektronischer Musik, als ich meine ersten Rave’s und Clubs besuchte. Ich fing an Platten zu kaufen, selbst Musik zu produzieren. Das Pseudonym Daze Maxim hatte ich in dieser Zeit kreiert, da ich für meine ersten DJ Gigs einen Namen brauchte. Markus Manowski erschien mir zu diesem Zeitpunkt etwas spröde.

Markus Manowski: diptych I, 2014Markus Manowski

Ich empfand es auch als völlig normal am Wochenende auf einen Rave zu gehen und von dort aus anschließend ins Museum.

Eine direkte Verbindung zwischen Musik und Malerei gab es für mich eine lange Zeit allerdings nicht. Auch habe ich erst im ungefähren Alter von 20 Jahren angefangen ernsthaft zu malen, mit Acryl. Irgendwie ging das auch, jedoch ließ ich kurze Zeit später wieder davon ab, weil ich meinem eigenen Anspruch glaubte nicht gerecht zu werden, und konzentrierte mich hauptsächlich weiter auf meine Musik. Ich beschäftigte mich in dieser Phase dann zwar intensiv, aber nur passiv mit Malerei. Vor vier Jahren jedoch, als ich eines Tages erwachte, war diese Besessenheit plötzlich da erneut zu malen. Diesmal mit Öl – und dann richtig.

Markus_Manowski_portrait_atelier_artikelMarkus Manowski: Untitled, II, 2014

Deine Werke strahlen alle eine gewisse Dunkelheit aus, vieles erinnert mich an Traum- oder sogar alptraum-artige Sequenzen. Gleichzeitig kann man aber nicht wegschauen. Ist das Absicht?

Zunächst war es unbewusst. Ich bin anfangs sehr impulsiv an die Leinwand heran gegangen, musste dann aber immer wieder feststellen, dass ich nicht zu dem gewünschtem Resultat kam. Man hat Ideen und den Drang dieses oder jenes Motiv zu malen, in das man einen gewissen Ausdruck codieren will. Aber in Wirklichkeit macht dir die Leinwand einen Strich durch die Rechnung. Der Pinselstrich wird zur Tatsache und das Bild wirft dich auf dich selbst zurück. Es ist als würdest du den ganzen Tag in einen Spiegel blicken. Das kann sehr deprimierend sein und man trifft entweder die Entscheidung es durchzuziehen, oder man lässt es. Wenn man weiter macht, muss man sich von dieser gedanklichen Illusion befreien können, und die Wahrheit, also das Bild, akzeptieren lernen. Das ist eine sehr lange Sequenz von Entscheidungen, Abwägungen, Dialogen zwischen Maler und Bild.

Bei meinen Bildern finde ich den Begriff „reibend“ passender als dunkel oder düster.

Auf mich wirkt deine Malerei vor allem durch die dick aufgetragene Farbe sehr präsent und plastisch. Ist diese Körperlichkeit und Dichte notwendiger Teil deines Ausdrucks, oder ist sie im Prozess während deiner Arbeit an den Bildern enstanden?

Diese Dichte entsteht prozesshaft. Die partiell dick aufgetragene Farbe ist mitunter Teil des Prozesses, aber auch zielgerichtet auf die Oberflächenwahrnehmung, und inhaltlicher Gegenspieler zu den in Lasurtechnik gemalten körperlich-repräsentativen Bildbereichen. Ausgangspunkt für meine Malerei sind Collagen, die ich analog oder am Rechner ausarbeite. Dafür nutze ich sowohl eigenes Bildmaterial, d.h. ausgehend vom skizzieren und anschließenden fotografieren des Models oder Objekts, als auch mit Bildmaterial aus öffentlich zugänglichen oder privaten Archiven. Da das umgesetzte Motiv auf der Leinwand meistens unvorhergesehen abweichend wirkt als von mir erwartet, verändere ich die ursprüngliche Komposition dann intuitiv auf der Leinwand. Dieses Spiel wiederholt sich gerne einige Male. Der ’notwendige‘ Teil des Ausdrucks, der paradoxerweise keiner Notwendigkeit bedarf, ausser vielleicht einem persönlichen Verlangen, ergibt sich daher aus der Arbeit am Werk selbst.

Ich denke das im Idealfall der Impuls, der Gedanke, die Emotion, und die Technik im Prozess zu einer Einheit verschmelzen.

Markus Manowski

Erzähl uns von der Performance am 30. April –  der Closing Event für deine Ausstellung „Nothing can go wrong“.

Ich wollte schon lange alle Pfade auf denen ich mich bewege miteinander kreuzen! Zur Finissage meiner Ausstellung in der Galerie L’Atelier-KSR wird es eine elektroakustische improvisierte live Performance im Trio geben. Besetzt sind Bruno Pronsato am Synthesizer und Electronics, einer der wichtigsten Künstler auf unserem Label, Hello? Repeat Records (Jan Krueger & Daze Maxim), der gerade sein neues Album auf dem Londoner Label ‚Foom Music‘ veröffentlicht hat. Am Kontrabass steht Jazzmusiker Yonatan Levi aus New York. 27 Jahre jung und absolutes Ausnahmetalent. Levi spielte mit Frank Wess, Jimmy Cobb, Eddie Henderson, “Killer” Ray Appleton, und Legenden wie Ron Carter. Als Dritter im Bunde werde ich mit meinem Saxophon, elektronisch prozessiert, mit einwirken.

Was hast du als nächstes geplant?

Zunächst ist meine aktuelle Ausstellung, ‚Nothing can go wrong‘ um zwei Wochen verlängert bis zum 17. Mai. Neben einigen Live Auftritten (Musik) in Paris, Tokyo und Barcelona bereite ich die nächste Ausstellung mit neuen Arbeiten in einer Off-Location in Berlin, in Zusammenarbeit mit meiner Lebensgefährtin und Künstlerin Elisabeth Ehmann (aka Lizzy Courage), für Anfang Juni vor. Außerdem führe ich Gespräche zu Ausstellungen in Wien und London, auf die ich sehr gespannt bin.

MARKUS MANOWSKI AKA DAZE MAXIM // ‚ NOTHING CAN GO WRONG ‚

L’ATELIER – KSR // Grossbeerenstrasse 34 / Berlin
Performance | Mittwoch 30. April, 19-22 Uhr / Bruno Pronsato, Yonatan Levi and Markus Manowski

Ausstellung bis zum 17. Mai 2014