Oliver Janik: Wortbeiträge zur Berliner Kunstszene 

Kunst Kolumne: Berliner Reiterstandbilder und Black Beauty

Oliver Janik bricht eine Lanze für das Reiterstandbild an sich, Black Beauty im Speziellen und erklärt, was das alles mit dem Künstler Josef Tabachnyk und Knut, dem viel zu früh verstorbenen Eisbär zu tun hat.

Museumsinsel-Berlin

UND ICH SO: YEAH.

Es gibt so ein paar Begriffe in der deutschen Sprache, die klingen so dermaßen nach dem, was sie beschreiben, als hätte man das extra gemacht. Ich weiß, das klingt jetzt erst mal sperrig, macht aber bei näherer Betrachtung Sinn. Nehmen wir zum Beispiel „Weltraumbahnhof“ – ich glaube, keine Abschussrampe in der turkmenischen Steppe kann nur im Ansatz so weitläufig und Bombast- architektonisch sein, wie das schon klingt.

Gleiches gilt für „Reiterstandbild.“ Bumm. Das ist mal ne klare Ansage, und was dann kommt ist meist die entsprechende Materialisierung, quod erat demonstrandum.

Bei genauem Hinsehen ist ja Berlin voll von Reiterstandbildern, epochale Zeugnisse von Kunsthandwerkern und Baumeistern, gerne aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Damals liefen Reiterstandbilder ganz gut, die Beauftragungslage scheinbar ausgezeichnet und gerade Berlin ließ sich nicht lumpen. Und so hat man hier überall welche aufgestellt und man nimmt sie -trotz Ihrer beachtlichen Größe- vor lauter Kunst im öffentlichen Raum schon gar nicht mehr wahr. Links (oder rechts) liegen lässt man sie, die stolzen Rosse mit Ihren noch stolzeren Reitern, den Blick nach vorne gewandt, mit ernster Mine ein diffuses Ziel fixierend und miteinander strahlen sie so ungeheuer viel Selbstsicherheit, nein, „Leadership“ aus, dass die Frage, ob die Herren Rösler oder Wulff mal ein Reiterstandbild bekommen sollten sich bereits damit schon mal beantwortet hätte.

Museumsinsel

Ja, ich möchte mal eine Lanze brechen für das Reiterstandbild, ein völlig zu unrecht vergessene künstlerische Ausdrucksform und ich finde unbedingt mal, dass ARTberlin eine Art Führung (Wortspiel) zu allen Reiterstandbildern kuratieren sollte, ggf. unter dem total lustigen Motto „Das Leben ist kein Ponyhof“. Oder so, nur ein Vorschlag.

Speaking of Standbilder von Tieren: Gerade hat der Zoo Berlin dem Künstler Josef Tabachnyk (64) aus Nürnberg den Zuschlag gegeben, das Denkmal von Knut, dem in 2011 verstorbenen Eisbär, aus Bronze zu gießen. Tabachnyk hatte sich in einem nationalen Wettbewerb gegen zig Bewerber durchgesetzt, schon weil er für den Nürnberger Tiergarten bereits zwei Bären-Skulpturen (einen Eisbären, einen Braunbären) geschaffen hat. Ein echter Experte im Tierplastik-Segment ist das also und zunächst ist es doch einigermaßen beruhigend, dass die Stadt hier mal Profis ran lässt.

Vielleicht kann er ja auch Reiterstandbilder und wenn nicht, könnte er ja zunächst das Pferd machen und wir nennen es so lange Black Beauty oder Mr. Ed bis wir wissen, wen man da mal drauf setzen könnte.

Text & Fotos: Oliver Janik