Summer Night Dreams in Kreuzberg

 

Summer Night Dreams in Kreuzberg

Die junge Kuratorin Larissa Kikol und der Galerist Martin Kwade zeigen in dieser eigenwilligen Groupshow 8 junge Künstler, die bis auf eine Ausnahme zum ersten Mal überhaupt in Berlin zu sehen sind. A Summer Nights Dream with surprises!

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Erzählt uns bitte kurz wie ihr Euch kennengelernt habt, wie ihr gemeinsam das Konzept entwickelt habt. 

Larissa: Martin und ich stellten schnell gemeinsame Assoziationen und Ansichten fest, als wir zusammen Kunst betrachteten. Die Idee eine Ausstellung zu zweit zu kuratieren kam von Martin. Was ich an ihm als Galeristen besonders schätze ist seine Intuition und seine Leidenschaft für gute Ideen. Er wählt seine Künstler mit viel Bedacht aus, steht ihnen dann aber auch verlässlich zur Seite, wenn es darum geht Lösungen für ihre Vorhaben zu finden. Für unser Projekt sahen wir uns viele Dossiers und Ausstellungen potentieller Kandidaten an, sprachen ehrlich über die Wirkung und den Gehalt der einzelnen Arbeiten.

Martin: Kennengelernt haben wir uns eigentlich zufällig, bei der Ausstellungseröffnung von Marcel Eichner bei Contemporary Fine Arts in Berlin und der After-Party danach in der Paris Bar. Es war ein toller Abend und wir haben uns Stundenlang über Zeitgenössische Kunst unterhalten. Wir haben unsere Kontakte ausgetauscht und dann war längere Zeit auch Sendepause. Larissa hat an ihrer Doktorarbeit geschrieben und war ab und zu in Berlin, aber wir haben uns ein paar Mal verpasst. Dann Anfang April hat sie mich zu der Ausstellung von Adrien Klemensiewicz eingeladen. Da kam ich gerade mit Timo Klöppel vom Trafo aus Szczecin zurück und ich weiß noch, wie wir uns beeilen mussten in Timos kleinem Nissan, um nicht zu spät zu kommen. Die Arbeiten von Adrien fand ich auf Anhieb gut. Ich habe Larissa gegenüber erwähnt, dass ich im Sommer eine Gruppenausstellung plane. Nach weiteren Gesprächen, kamen wir auf die Idee, die Ausstellung gemeinsam zu kuratieren und insbesondere Künstler zu zeigen, die noch nicht die Gelegenheit hatten in Berlin auszustellen.

Adrien Klemensiewicz, aus der Serie Ohne Titel, Mischtechnik auf Papier, je 26x36cm, 2016, (C) Adrien Klemensiewicz

Die Ausstellung heißt Summer Night Dreams, und grundsätzlich geht es auch sehr stark um Träume?

Larissa: Eigentlich geht es bei Kunst ja immer um Träume. Taucht man in ein Bildgeschehen, in eine Installationswelt oder in eine Fotorealität ein, dann ist das doch schon so wie Träumen. Künstler, die zum Beispiel gerade erst von der Akademie kommen, befinden sich meistens in einer sehr unsicheren Situation, der schwere Weg kommt ja erst nach der Ausbildung. Manche müssen ihre Träume (leider) durch andere ersetzen und sie der Realität angleichen. Aber ein guter Künstler braucht auch immer eine gewisse Dosis an naiven Träumen.

Martin: Da kann ich mich Larissa ganz und gar anschließen. Zusätzlich glaube ich, dass es eine Menge Kraft und Durchhaltevermögen braucht, um als Künstler seine Träume und Ideen langfristig durchzusetzen und sich von Misserfolgen nicht abschrecken zu lassen, sondern konsequent an der Verwirklichung der eigenen Ideen zu arbeiten.

Wie kann ich mir das vorstellen, wie wollt ihr dieses Gefühl, diese Träume bei den Besuchern hervorrufen?

Larissa: Ich möchte nie ein bestimmtes Gefühl bei den Besuchern hervorrufen. Manche werden sich durch die ausgestellten Werke angesprochen fühlen, sie länger betrachten oder über sie reden wollen, manche aber auch nicht. Das liegt nicht in unserer Hand und das ist total ok. Besuche ich eine Ausstellung und habe den Eindruck, dass mir gewisse Gefühle oder Assoziationen zu nahe gelegt werden, reagiere ich eher skeptisch.

Martin: Unser Ziel war es nicht eine thematische Ausstellung zu inszenieren, welche zwangsläufig eine Art Befangenheit oder eine zu eng geschnürte Erwartungshaltung beim Betrachter auslösen könnte. Ehrlich gesagt, war es auch nicht einfach einen Titel zu finden, da haben wir echt lange gegrübelt. Sommernachtstraum bzw. Summer Night Dreams hört sich einfach sehr schön an. Dachte sich Shakespeare wahrscheinlich auch…:-)

Jonas Blume, Videostill aus Ingredients, 2011, (C) Jonas Blume

Es sind 8 sehr unterschiedliche Künstler, wo seht ihr die Verbindung, und was waren im Endeffekt eure Auswahlkriterien?

Larissa: Eine inhaltliche oder ästhetische Verbindung gibt es nicht. Gemeinsam ist den Künstlern, dass jeder seine Position authentisch verfolgt ohne sich in visuellen oder konzeptuellen Umwegen zu verheddern. Die strengen Glasskulpturen von Hiu Tung Ching sind in ihrer Art genauso logisch wie die wilden Zeichnungen von Adrien Klemensiewicz, die szenischen Fotografien von Martin Ogolter genauso präzise wie das Video von Jonas Blume, in dem er Fastfood in sich hinein stopft.

Martin: Wir haben uns viele Künstler angeschaut, ich selber war unteranderem auch in München in der Akademie. Eigentlich waren da Ferien, aber in einigen wenigen Klassen war reger Betrieb, wie z.B. in der Klasse von Jorinde Voigt. Da habe ich auch die Arbeiten von Maximilian Fesl und Hiu Tung Ching gesehen und die Gelegenheit gehabt beide Künstler persönlich kennen zu lernen und war sehr angetan. Am Ende waren es trotzdem dutzende Portfolios und viele Begegnungen.

Die Auswahl war für mich jedenfalls verflucht schwer.

Es waren ja sehr viele, sehr gute und spannende Arbeiten dabei von Künstlern die ich davor ja gar nicht kannte. Nun, es sollte ja aber auch nicht zu viel werden um die einzelnen Arbeiten gut zu präsentieren. Also haben wir uns dann letztendlich auf 8 Positionen geeinigt.

Was war euer persönlicher letzter „Kunst Sommernachtstraum“?

Larissa: Lustiger Weise war es gar keine Kunst im klassischen Sinne. Während einer langen Nacht der Museen hatte die Anatomiesammlung eines großen Krankenhauses geöffnet. Zu sehen waren isolierte Körperpartien, aufbereitet in heller Flüssigkeit. Das hat mich zutiefst fasziniert. Wie schön und perfekt zum Beispiel ein Kniegelenk sein kann. Danach sieht man die Kunst und die Kunstwelt nüchterner und das braucht man zwischendurch.

Die Natur legt die Messlatte immer am höchsten.

Ich versuche aber nicht dieses oder andere Gefühle hier umzusetzen.

Eine Groupshow gerade in der Sommerzeit?

Martin: Die Sommerzeit ist die schönste Jahreszeit in Berlin, und die sollte man für Ausstellungen auch nutzen. Ich finde Ausstellungen im Sommer sehr angenehm und ich hatte bis jetzt auch immer nur gute Erfahrungen. Außerdem haben wir von Maximilian Fesl ein paar superschöne Sonnenliegen, die man nutzen darf, da passt es ja ganz gut.

Summer Night Dreams

Aline Alagem, Jonas Blume, Hiu Tung Ching, Mónica Espinosa, Maximilian Fesl, Paris Giachoustidis, Adrien Klemensiewicz, Martin Ogolter.

Kuratiert von: Larissa Kikol / Martin Kwade Design: Markus Georg Fotografie

09.07.2016 – 06.08.2016

Eröffnung Samstag, 9. Juli, 2016 – 19 Uhr bis 24 Uhr

Kwadrat, Manteuffelstr. 92, 10997 Berlin

www.kwadrat-berlin.com