Danni Pantel und der Wille zum Tanz

Young Artists  

Danni Pantel und der Wille zum Tanz

Anlässlich ihrer ersten Soloshow SERENDIPITOUS INTENTION, haben wir uns mit der jungen Künstlerin Danni Pantel unterhalten, die uns mit ihrer sehr abgeklärten und pragmatischen Sichtweise und Einstellung beeindruckt hat. Eigentlich ein totaler Gegensatz zu ihren Arbeiten, die ab heute, dem 2. November in der Galerie Duve in Kreuzberg zu sehen sind. Denn die lösten in uns genau zwei Gefühle aus: Chaos und Ordnung. Nebeneinander und gleichzeitig und unendlich. Und dann erstmal ganz lange nichts. Und das fühlt sich unheimlich gut an.

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Bevor wir zu deinen Arbeiten kommen, wollte ich gerne mehr über Dich erfahren, bitte erzähl kurz wie du zur Malerei gekommen bist.

Schon als Kind bin ich mit den Bildern meines Urgroßvaters aufgewachsen. Er war Maler in Nürnberg und meine Großmutter hatte quasi das ganze Haus meiner Eltern mit seinen Landschaftsaquarellen tapeziert. Ich empfand diese fast schon fotorealistischen Bilder bedrückend und düster.
Aber genau hier begann wahrscheinlich meine Faszination für die Kunst. Ich war beeindruckt davon, wie man durch verschiedene Techniken, den Farbauftrag und die Farbwahl bestimmte Stimmungen und Emotionen beim Betrachter auslösen kann. So habe ich mich schon als Kind für eine Form der Malerei begeistert, die eher spontan, intuitiv und persönlich ist.

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Danni Pantel und Alex Duve, DUVE Berlin, photo: Martin Peterdamm

Gab es besondere Schwierigkeiten für Dich als sogenannte Autodidaktin?

Im Grunde war die Entscheidung hauptberuflich Kunst zu machen für mich die größte Hürde.
Gleichzeitig war sie aber auch ein Befreiungsschlag, deswegen spielte die Art und Weise wie ich wahrgenommen wurde für mich zunächst keine große Rolle. Mit dem Moment als ich durch die Präsentation meiner Arbeiten eine größere Außenwirkung erreichte wurde mir die Frage nach meinem Entschluss, keine akademische Ausbildung zu verfolgen, immer häufiger gestellt.

Nach dem Abitur habe ich mich bewusst gegen die Kunstakademie entschieden, weil für mich die Malerei zu allererst eine Möglichkeit des Selbstausdrucks ist.

Im entfernten Sinne auch eine Selbsttherapie. Das wollte ich nicht durch eine ganze Institution und deren eigener Biographie beeinflussen lassen, sondern durch Menschen, die ich mir selbst aussuche. Ich empfinde den ständigen Austausch mit befreundeten Künstlern als sehr wichtig und bin dankbar diese in meinem Umfeld vorzufinden.
Besonders Markus Keibel, dem ich seit einem Jahr assistieren darf, bin ich sehr dankbar. Von ihm habe ich viel gelernt, durch Gespräche, Beobachtungen und die Aufgaben, die er mir auch für meine Malerei immer wieder stellt.

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Zufall und Wille oder der Wille zum Tanz
Das Wort Zufall – in seinem Ursprung, dass einem etwas zufällt, bedeutet in der Sprache der Mystiker ein Zufallen von etwas Göttlichem oder Unfaßbarem, ein Finden ohne gesucht zu haben. In der heutigen Sprache ist dieses Zufallen vielleicht eine erweiterte Form der Intuition.
Ein Vertrauen auf das was ist, vor dem Gedanken oder dem eigenen Wollen.
In Danni Pantels Malerei finden wir diese erweiterte Intuition, dieses sich Öffnen in den Raum der Abstraktion, in dem sich die Bestimmung durch einen Begriff noch nicht gebildet hat. Gepaart mit dem Willen zur Komposition durch gewollte Bewegung, nimmt sie uns mit in einen Kosmos, der eher erfühlt als erzählt werden kann. In dem wir ihrer tänzerischen, bildwerdenden Bewegung folgen, öffnen wir uns unserer eigenen Intuition.  
Dieses Spiel zwischen Zufall und Wille oder dem Wille zum Tanz machen die Arbeiten von Danni Pantel sehr zeitgemäß und zeigen Mut sich in dieser von Männern dominierten Malerei selbstverständlich zu behaupten und diese über die Frage des Geschlechts zu erheben. MARKUS KEIBEL

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Dir ist sicher klar das die ersten Namen im Zusammenhang mit deinen (aktuellen) Arbeiten fallen, sehr häufig Pollock, Signer oder Hugo sind. Wie gehst du damit um und wie würdest du deinen eigenen individuellen Weg zwischen diesen Giganten beschreiben?

In der Malerei des 21. Jahrhunderts geht es meiner Meinung nach nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Künstler wie Pollock oder auch Gerhard Richter haben mich schon als Jugendliche beeindruckt und mir gezeigt was für unterschiedliche Emotionen man im Betrachter hervorrufen kann, abhängig von Farbe, Form, Auftrag,Technik und Komposition. Ich denke Parallelen zwischen Werken verschiedener Künstler sind unumgänglich. Mir ist es wichtig hier anzumerken, dass das Gedankengut bei jedem Künstler ein anderes ist und genau darauf kommt es an – dass jeder seine Werke auf individuelle Art und Weise kreiert und unter Umständen auch die Werke solcher Giganten weiter interpretiert.
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Mein erster intuitiver Gedanke beim Ansehen deiner Arbeiten war sofort „Chaos and Order“. Und dann erstmal nichts mehr. Und das reichte irgendwie auch. Ich war zufrieden. Und konnte die Bilder wirken lassen.

Ich sehe das ähnlich. In der aktuellen Serie habe ich mich mit dem Thema Absicht und Zufall beschäftigt. Es ging für mich im Prozess des Malens nicht nur um den Kontrast den die beiden Gegensätze bilden können, sondern um eine spielerische Spannung, die sich im besten Fall aufbaut und im Betrachter weiterentwickeln kann. „Chaos & Order“  kann dann ein Resultat sein das sich auf der Leinwand abzeichnet. Allerdings hört es dort für mich noch lange nicht auf.
Mich freut es, dass ich bei Dir eine Zufriedenheit hervorrufen konnte. Das ist mir selbst allerdings bisher noch nicht gelungen. Für mich ist keine meiner Arbeiten fertig oder abgeschlossen, im Unterbewusstsein arbeiten die Bilder im Idealfall weiter. Ich habe den Anspruch, mit meinen Werken keine Vorgaben zu machen. Jedem einzelnen Betrachter soll individueller Interpretationsspielraum gelassen werden damit eben dieser Nachwirkung Raum gegeben wird.

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In einer idealen Welt, wie geht der Tanz für Danni Pantel weiter?

In einer idealen Welt habe ich weiterhin genügend Zeit und Möglichkeit meinen Fokus auf die Malerei zu legen. Die Leinwand ist die Plattform, die ich gewählt habe um meine Empfindungen, Erlebnisse und Emotionen visuell darstellen zu können. Besonders gefällt mir, dass Tanz ja in der Regel etwas mit einem Partner zu tun hat – der Partner ist in meinem Fall der Rezipient, und seine Reaktion auf meine Malerei.

Man könnte sagen der künstlerische Tanz ist mein Dialog mit dem Betrachter.

DANNI PANTEL

*Serendipitous Intention*

Opening: 2. November, 18-21 Uhr

Ausstellung: 3. – 17. November, 2017

DUVE Berlin, Gitschinerstr. 94/94a, 10969 Berlin

Photo Credit: Martin Peterdamm