Olaf Hajek: Von der Illustration zur freien Kunst

Interview & Ausstellung 

Olaf Hajek: Von der Illustration zur freien Kunst

Olaf Hajek wird heute Abend (2.11.) mit seiner Ausstellung bei AJLART in Berlin überraschen. Illustration ist der Malerei gewichen. Für Olaf Hajek ein Befreiungsschlag. Aber wie reagiert der Kunstmarkt? Ein Gespräch über Labels, Könige, Macht und NYC.

Olaf Hajek

Olaf Hajek: Der Befreiungsschlag

Als ich Olaf Hajek in seinem Atelier in Berlin Mitte treffe, sind es noch drei Wochen bis zu seiner Einzelausstellung bei AJLART, die heute Abend in dem bemerkenswert schönen Projektraum DIE TÜR in der Potsdamer Strasse eröffnet. Mit The King Has Lost His Crown wird der Illustrator, der für das SZ Magazin, die New York Times und Unternehmen aus der ganzen Welt zeichnet, sich neu erfinden. Oder sagen wir besser, etwas zu zulassen, dass schon immer in ihm geschlummert hat. Die Rede ist von großformatiger Malerei auf jenen harten Kartons, die Olaf auch für seinen Illustrationen verwendet. Portraits von fiktiven Königsfiguren, die Beschäftigung mit den großen, essenziellen Themen wie Identität, Macht und Verlust. Olaf Hajek wandelt sich gerade vom Illustrator zum freien Künstler. Aber gibt es da wirklich eine klare Abgrenzung? Und wie wird man vom klassischen Kunstmarkt aufgenommen, wenn man mit dem Label der Illustration und kommerziellen Auftragsarbeiten antritt?

Olaf Hajek arbeitet an einer aktuellen Illustration

Interview mir Olaf Hajek

Olaf, man kennt dich weltweit als begnadeter Illustrator, wenn ich mir deine neuen Arbeiten für die Ausstellung bei AJLART anschaue, sehe ich Malerei. Du veränderst dich – wie kam es dazu?
Für mich war die Arbeit an der Ausstellung The king has lost his crown ein Befreiungsschlag. Ich fing an, malerischer zu arbeiten als in meiner illustrativen Arbeit, setzte Farbe viel weniger ein und gestaltete die Bilder dunkler als sonst.

Wovon hast du dich denn befreit?
Die Malerei ist für mich ein intuitiver und emotionaler Akt. Bei der Illustration ist das anders, hier bearbeite ich ganz klar ein Thema. Ich kann zwar stilistisch variieren oder auch abstrakt arbeiten, solange ich am Thema bleibe. Das ist das Entscheidende in der Illustration: es muss erkennbar sein, was es ist und um was es geht. Die freie Malerei erlaubt mir das Rätselhafte und eine völlig neue Interpretationsebene.

Wie setzt du das in deiner Ausstellung um?
Ich porträtiere eine fiktive Königsfigur, die ich in verschiedenen szenischen Sphären darstelle. In meinen Bildern geht es um Allegorien oder Klischees. Ich zeige fiktive Figuren, die wankelmütig in ihrer Identität sind. Starke Persönlichkeiten haben oft etwas Durchsichtiges und Geisterhaftes auf der Suche nach sich selbst. Sie stellen sich zwar als Herrschertypen dar, sind aber gleichzeitig unglaublich weich und verletzlich. Die Gewänder meiner Figuren erinnern bewusst an Frauenkleider, mit ihren Bärten sind sie jedoch klar als Männer zu identifizieren. Der König verliert seine Krone. Ich versuche das Verlorensein, die Suche nach Identität, auf eine ganz sphärische Art und Weise darzustellen. Jeder soll darin eintauchen können.

Olaf HajekOlaf Hajek

Wirst du dem weiter nachgehen? Dich weiter in Richtung Malerei bewegen?
Ja, ich möchte den Fokus auf die Malerei in Zukunft noch mehr vertiefen. Als erfolgreicher Illustrator die Zeit zur Vorbereitung einer kompletten Ausstellung zu finden ist unglaublich schwierig. Im Januar gehe ich drei Monate nach Südafrika, um in der Whatiftheworld Gallery auszustellen. Hier werde ich mich zum ersten Mal nur um die Ausstellung kümmern und keine Auftragsarbeiten annehmen.

Wird man als Illustrator im Kunstmarkt überhaupt wahrgenommen bzw. anerkannt?
Vor ein paar Jahren war es schwieriger, würde ich sagen. Die Grenzen zwischen Kunst und Design haben sich verwischt. Künstler arbeiten heute auch öfter als Illustratoren oder kooperieren mit Designern. Meiner Meinung nach lockert sich die gesamte Szene dadurch auf. Natürlich gibt es immer noch Kategorisierungen: Du bist Illustrator, du bist Künstler, du bist das und du bist jenes. Diese Grenzen gilt es zu durchbrechen. Ich empfinde dies in Deutschland generell schwieriger als im Ausland. In Amerika werden Designer oder Illustratoren als Künstler betrachtet. Auch deshalb plane ich im nächsten Schritt in den USA auszustellen. Ich bin bereits mit einer Galerie in New York im Gespräch. Ich bekomme von dort unglaublich gutes Feedback, allein das ist Grund genug weiter zu machen.

Würdest du die Illustration dafür aufgeben?
Wenn ich als freier Maler erfolgreich werde und davon Leben könnte, wäre das durchaus eine Option. Allerdings mag ich die Illustration sehr, sehr gerne und habe das Glück sehr frei arbeiten zu können. Ich finde es fantastisch, einen Job aus Japan zu bekommen und im nächsten Moment einen aus New York oder Kapstadt. Dieses globale Arbeiten mit verschiedenen Mentalitäten ist für mich bereichernd und spannend. Ich glaube, dass beides parallel möglich sein wird.

Olaf HajeksOlaf Hajek

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Ausstellung Olaf Hajek: The King has lost his crown

Eröffnung: 2.11.2012, 18:00 – 22:00 // Laufzeit: 3.11. – 15.12.2012
AJLART @ Potsdamer Straße 98, Berlin
2. HH, DIE TÜR

Fotos: Juliette Mainx